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Handauflegen

Biblische Tradition des Handauflegens neu entdeckt

Kraft, Trost und Segen: Die urchristliche Tradition des Handauflegens lädt ein zum Innehalten, sich berühren und stärken lassen. Von Christine Süß-Demuth (epd)

Eine Gruppe von Frauen sitzt gemeinsam an einem Tisch, eine Frau senkt ihren Kopf und hat eine Hand auf die Schulter einer anderen Frau gelegt.
Unsplash+/Daiga Ellaby
Berührungen können heilsam wirken – auch beim gemeinsamen Gebet.

Berührungen tun gut, sind wohltuend und heilsam. Zum Handauflegen in biblischer Tradition lädt die Freiburger Körpertherapeutin Anke Zillessen ein. In dem gemütlichen, kleinen Seelsorgeraum der Evangelischen Friedenskirche brennt eine Kerze, der Tee dampft, draußen geht die Sonne gerade unter: Zeit für ein kurzes Gespräch, dem Ankommen in der Stille und der inneren Sammlung.

Anke Zillessen klärt zunächst, ob eine physische Berührung an der Schulter gewünscht ist oder lieber eine „Berührung mit Abstand”. Das Handauflegen verbinde die Menschen miteinander und sei „sehr stärkend und erdend”. Es gehe dabei um eine achtsame Zuwendung, nicht um eine Heilungsabsicht.

Heisame Berührungen schon in der Bibel

Zillessen, die auch Seminare für das Handauflegen in biblischer Tradition anbietet, erinnert an das Bibelwort „Gott spricht: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein”. Die Bibel erzähle davon, wie tröstend und heilsam Berührungen sein können. Auch Jesus habe den Menschen die Hände aufgelegt und Kraft, Trost und Segen gespendet. Den Abschluss des Treffens mit Zillessen bildet ein Segen und ein kurzes Nachgespräch.

Das Projekt von Evangelischer Kirche und Erwachsenenbildung in Freiburg kommt bei den Teilnehmenden gut an. Sie genießen die körperliche Zuwendung und Spiritualität. Manche spüren eine Wärme und danach einen tiefen inneren Frieden. Eine Teilnehmerin beschreibt das Handauflegen als eine „segnende Schutzschicht”. Es schaffe eine Verbindung mit sich selbst, dem anderen „und mit Gott”.

Verschiedene Arten des Handauflegen 

Die wohltuende Kraft des Handauflegens komme in kirchlichen Segenshandlungen wie auch im Alltag zum Ausdruck, erklärt die Pforzheimer Dekanin Christiane Quincke. In der kirchlichen Praxis sei es vor allem als Segensgeste bekannt:

Ich lege den Konfirmanden die Hände auf den Kopf, um sie zu segnen.

sagt Christiane Quincke von der Evangelischen Kirche in Baden

Ein Kind blick in die Kamera und weint, eine Frau hat es im Arm und ihre Hand auf seinen Kopf gelegt.
Unsplash+/Getty Images
„Intuitives Handauflegen” passiert in alltäglichen Situationen.

Zudem gebe es das „intuitive” Handauflegen im Alltag: „Wenn ich Schmerzen habe, fasse ich an die Stelle. Fällt mein Kind hin und tut sich weh, nehme ich es in die Arme und halte meine Hand über die schmerzende Stelle”, erläutert die evangelische Theologin im Gespräch. Die urchristliche Praxis des Handauflegens sei ein „Schatz der Kirche” und sollte wieder einen größeren Stellenwert bekommen, wünscht sie sich. Dafür sei aber viel Übung nötig, eine Haltung der Demut und eine gute Begleitung, so Quincke. Ein besonderes Charisma brauche es jedoch nicht. 

Bei „Open Hands” das Handauflegen lernen

Eine Schule des Handauflegens gibt es seit 2008 in Lindau am Bodensee. Ziel von „Open Hands” sei es, das Handauflegen auf der Grundlage der Kontemplation zu praktizieren und zu verbreiten, erklärt die Gründerin der Schule Anne Höfler im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Die gebürtige Engländerin hat mehrere Jahre bei Heilern in verschiedenen Kulturen studiert und war langjähriges Mitglied der Nationalen Vereinigung spiritueller Heiler in England.

Handauflegen: „Stilles Gebet mit den Händen”

Durch das Handauflegen verändere sich etwas auf der psychischen, emotionalen und mentalen Ebene. „Es ist ein stilles Gebet mit den Händen”, erläutert Höfler – jeder könne kommen, egal ob religiös oder nicht.

Beim Handauflegen bitten wir um eine göttliche, heilende Kraft.

sagt Anne Höfler

„Wir wissen nicht, was es bewirken wird.“ Das Handauflegen könne helfen, Ängste und Spannungen abzubauen und eine tiefe spirituelle Erfahrung ermöglichen. Heilungsversprechen würden aber nicht gemacht, betont Höfler.