Die Dankbarkeitsbotschafterin

Dankbar durchs Leben

Als „Dankbarkeitsbotschafterin“ zeigt Sabine Langenbach, wie man für die kleinen Dinge dankbar sein kann. Der Grund dafür: ihr eigener Schicksalsschlag. Von Katharina Hirrlinger

Person hält Schild auf dem "Grateful" (Dankbar) steht
Unsplash/Nathan Dumlao
Sabine Langenbach im Fernsehstudio
EMH
Sabine Langenbach will Menschen inspirieren, dankbarer zu sein.

Für Sabine Langenbach war es ein Schock, als ihre Tochter Birte mit mehrfacher Behinderung und blind auf die Welt kam. „Sie war ein Überraschungskind für uns“, sagt die Mutter. Ihr Sohn Niklas sei damals gerade 16 Monate alt gewesen und sie hatte nicht damit gerechnet, gleich wieder schwanger zu werden. Birtes Geburt sei ganz schnell gegangen. „Als sie dann auf meinem Bauch lag und das Köpfchen hob, dachte ich: ‚Jetzt muss sie mich anschauen.‘ Aber sie schaute mich nicht an“, erzählt Sabine Langenbach. Es sei im Nachhinein wie ein gnädiges Vorbereiten von Gott gewesen – denn Birte hat keine Augen.

Warum macht Gott das? Wir glauben doch an ihn, wir engagieren uns für ihn!

Diese Fragen stellen sich Sabine Langenbach und ihr Mann zunächst. Doch dann seien sie schnell zu dem Schluss gekommen, dass ihnen die vielen Warum-Fragen nicht helfen. Sie beschlossen, nach Vorne zu schauen und als Familie das Beste aus der Situation zu machen.

Lernen, dankbar zu sein

Birte erhält viel Förderung. „Sie ist eine wundervolle, aktive junge Frau geworden mit ihren Handicaps.“ Statt die Dinge aufzuzählen, die Birte nicht kann, fokusiert sich Sabine Langenbach auf das, was ihre Tochter alles erreicht hat, denn die Prognosen waren schlechter. Birte kann kommunizieren, sie kann an der Hand laufen und lebt seit einigen Jahren in einem Wohnheim für Blinde und Menschen mit mehrfacher Behinderung. Ihre Tochter Birte habe Freunde im Haus und arbeite in einer Werkstatt. „Besser kann ich es mir nicht wünschen. Da kann ich nur sagen: ‚Gott sei Dank, dass es so gekommen ist‘“, sagt Sabine Langenbach.

Sabine Langenbach hat ein Buch über Dankbarkeit geschrieben: Dankbar? Am liebsten immer! ist online erhältlich in der eva-Buchhandlung, über das Gemeindeblatt-Bestelltelefon 0711 60100-28 oder per E-Mail an bestellung(at)evanggemeindeblatt.de

Andere inspirieren, dankbar zu sein

Sie möchte andere Menschen inspirieren, dankbarer zu sein. Seit der Corona-Pandemie hat Sabine Langenbach einen Youtube-Kanal und einen Podcast als sogenannte „Dankbarkeitsbotschafterin“. Jeden Montag veröffentlicht sie einen neuen Impuls. Darin erzählt sie, wofür andere Menschen dankbar sind, aber auch ihre persönlichen Geschichten. Beispielsweise wie sie mit Birte durch die Straßen läuft und Menschen ihnen ein Lächeln schenken.

Dankbarkeit kann man lernen

Sabine Langenbach bekommt häufig die Rückmeldung, dass ihre Zuschauer und hörer die Methoden ausprobieren und diese funktionieren, um mit einem dankbareren Blick durch die Welt zu laufen. Denn Dankbarkeit kann man lernen. Unter anderem mit einigen Centstücken in der linken Hosentasche – für jeden Moment des Glücks wird ein Centstück in die rechte Hosentasche gelegt. Und am Ende des Tages sehe man deutlich, für wie vieles man -eigentlich dankbar sein kann.

Wissenschaftliche Grundlage

Die Dankbarkeit sei der Schlüssel zum Glück, findet Sabine Langenbach. Das sei auch wissenschaftlich nachgewiesen. Menschen würden besser schlafen, wenn sie dankbar sind. Auch fördere die Dankbarkeit ein besseres Miteinander. Denn wer dankbar ist, davon ist Sabine Langenbach überzeugt, der kann nicht gleichzeitig neidisch sein.

Positiv sein in einer negativen Welt

Zum Dankbar-Sein gehöre aber auch Mut: „Mein Eindruck ist, dass es schicker ist zu motzen“, sagt Sabine Langenbach. Viele Menschen würden sich über die Regierung beschweren. Zu diesen sage Langenbach: „Möchtest du den Job von Politikern gerne machen? Ich bin dankbar, dass die das tun.“ Und die Dankbarkeitsbotschafterin hat auch beobachtet:

Wenn wir klagen, dann meist auf relativ hohem Niveau.

sagt Sabine Langenbach

Für Sabine Langenbach steht fest, ohne ihre Tochter Birte wäre sie heute nicht Dankbarkeitsbotschafterin. „Worüber hätte ich denn erzählen sollen, wenn mein Leben locker flockig dahingeplätschert wäre?“