„Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass bei den gängigen deutschen Bibel-Übersetzungen der Sinn immer getroffen wird“, betont Christoph Rösel Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart. „Bei einzelnen Wörtern kann es sein, dass da etwa im hebräischen Urtext jeweils ein etwas anderes Wort steht. Wenn man sich intensiv mit einem Text befasst, dann ist es immer besser, sich am Urtext zu orientieren.“ Aber das ist natürlich nur möglich, wenn man Hebräisch und Griechisch beherrscht. Eine gute Möglichkeit ist es auch, Übersetzungen zu vergleichen.
Steht da überall das Gleiche, wird das auch im Urtext so sein. Findet man jedoch inhaltliche Unterschiede, dann ist es besser, den Urtext heranzunehmen.
sagt Christoph Rösel
Herausforderungen beim Bibel übersetzen
Es gibt viele Herausforderungen, wenn man die Bibel übersetzt. Sie ist ein dickes Buch mit vielen Texten. Da ist das Alte Testament, hauptsächlich in Hebräisch und etwa zu zwei Prozent in Aramäisch. Das Neue Testament wurde auf Griechisch geschrieben. Dazu kommen die unterschiedlichen Prägungen – Erzählungen oder poetische Texte, wie die Psalmen.
Gerade Wortspiele und Sprachbilder sind schwer zu übersetzen. Die wörtliche Übersetzung ergibt oft keinen Sinn
sagt Christoph Rösel
Der Grundgedanke bleibt erhalten
Dennoch ist er überzeugt, dass der Grundgedanke in den Übersetzungen erhalten bleibt. „Aber nicht immer können alle Sinngehalte wiedergegeben werden. Es gibt Bilder und Begriffe, da weiß man heute einfach nicht, was das bedeuten soll.“ Das trifft nach seiner Erfahrung vor allem für das Alte Testament zu.
Als Beispiel nennt er Hesekiel 40 bis 48: „Da geht es um die Wiederherstellung des Tempels. Dort kommen Wörter vor, bei denen weiß man aus dem Zusammenhang, dass sie eine architektonische Bedeutung haben, aber man weiß nicht, worum es genau geht.“ Beim Neuen Testament ist das viel seltener der Fall. „Im Griechischen gibt es viel mehr Vergleichstexte.“
Kompromisse beim Übersetzen
Dennoch sind Kompromisse beim Übersetzen nötig. „Es gibt verschiedene Ebenen. Zum einen die einzelnen Wörter: Ein griechisches Wort entspricht zum Beispiel in 95 von 100 Fällen einem bestimmten deutschen Wort. Aber dann gibt es immer noch fünf Stellen, wo das Wort eine etwas andere Bedeutung hat. Man muss im Einzelfall entscheiden, ob nicht doch das andere Wort besser passt“, erklärt Rösel.