Rund 100 000 Armenier mussten vor wenigen Wochen aus Bergkarabach fliehen. Die aserbaidschanische Armee hat sie vertrieben. Das sei eine humanitäre und kulturelle Katastrophe, sagt Christine Keim. Sie leitet das Referat Mission, Ökumene und Entwicklung der Landeskirche, und berichtete vor der Landessynode im Stuttgarter Hospitalhof über die Lage verfolgter Christen. „Die Menschen gaben nicht nur ihre Häuser auf, sondern auch viele Kirchen, Klöster und Friedhöfe, die Teil der Geschichte des armenischen Volkes sind“, sagte die Kirchenrätin. Das kulturelle und religiöse Erbe der Armenier in Bergkarabach könne für immer verloren sein, die fast 2000 Jahre alte armenische Geschichte in der Region zu Ende gehen. Vieles deute darauf hin, dass Aserbaidschan bewusst die Kulturgeschichte im Kaukasus umschreiben und Zeugnisse armenischer Geschichte ausradieren wolle, sagte Keim. Seit der Unabhängigkeit Armeniens 1991 seien viele armenische Kirchen und Klöster systematisch zerstört worden. Die armenischen Christen würden verfolgt.
Im Irak unterstützt die Landeskirche seit Jahren Hilfsprojekte. Christine Keim sagte: „Der Irak ist eines der traurigen Beispiele auf der Welt, wo die Abnahme der kulturellen Vielfalt im 21. Jahrhundert besonders deutlich wird.“ Über die Jahrhunderte habe es immer wieder Verfolgungen, Pogrome und Massaker an Angehörigen von Minderheiten gegeben. „Doch so bedroht wie im 20. und 21. Jahrhundert waren Minderheiten im Irak noch nie.“
Anfang der 2000er Jahre hätten noch rund 1,5 Millionen Christinnen und Christen im Irak gelebt, heute seien es nur noch 150 000. Die anderen seien vor der Terrormiliz Islamischer Staat geflohen oder vertrieben worden. Christine Keim plädiert dafür, dass die Kirchen Versöhnungsarbeit leisten und sich politisch für die Religionsfreiheit von Christen und anderen religiösen Minderheiten im Irak einsetzen.