Ein letzter Sommer im Kreise der Familie. In Afrika war Claus von Stauffenberg schwer verwundet worden, im Juli und August 1943 erholte er sich im Familienschloss in Lautlingen auf der Schwäbischen Alb. Die rechte Hand hatte er verloren und zwei Finger an der linken, außerdem ein Auge: Doch all das konnte den zu allem Entschlossenen nicht vom Handeln abhalten.
Anfangs hatte der Offizier die Machtergreifung Hitlers begrüßt, auf ein nationales Erwachen gehofft. Doch als er die Gräuel an der Zivilbevölkerung in Russland sah, die Massenerschießungen hinter der Front und die größenwahnsinnige Kriegsführung, änderte sich seine Haltung. Bald schon war für ihn klar: Hitler muss weg, notfalls auch durch ein Attentat.
Er war katholisch geprägt, später sollte er in dem Dichter Stefan George seinen geistigen Vater und Lehrmeister des Lebens finden. Georges Schrift „Der Widerchrist“ übte großen Einfluss auf ihn aus, immer wieder zog er es in den Tagen vor dem Attentat heran. Keine Frage, wer für ihn der personifizierte Widerchrist war: Adolf Hitler. Ihn galt es zu beseitigen. Doch wer sollte das tun? Es gehört zu vielen Gründen des Scheiterns am 20. Juli, dass Stauffenberg letztlich beides war: der Kopf der Widerstandsbewegung und der Attentäter selbst. Letzteres auch deshalb, weil er einer der wenigen aus dem Kreis der Verschwörer war, der Zugang zu Hitler hatte. Immer wieder war er bei Lagebesprechungen im Führerhauptquartier Wolfsschanze dabei.