Stimmungsvoller Advent

Im Land der vielen Märkte

Weihnachts- und Adventsmärkte sind etwas typisch Deutsches. Rund 2500 gibt es jedes Jahr hierzulande. Das ist einerseits ein sehr stimmunsgvolles Erlebnis und andererseits ein großes Geschäft. Zu den bekanntesten Märkten gehören die in Dresden, Stuttgart und Nürnberg. Von Andreas Steidel

unsplash+/Getty Images

Das Christkind feiert Jubiläum. Vor 75 Jahren eröffnete es erstmals nach dem Kriege wieder den Weihnachtsmarkt in Nürnberg, mit einem neuen Prolog, der nun frei war von NS-Gedankengut. Tatsächlich waren es die Nationalsozialisten, die das Nürnberger Christkind in diese herausragende öffentliche Funktion am Beginn des Marktgeschehens gehievt hatten. Mit einem sicheren Gespür für öffentlichkeitswirksame Aktionen hatten sie sich auch diese Traditionsveranstaltung unter den Nagel gerissen.

epd-bild/Jürgen Männel
Das frisch ­gekrönte Christkind aus Nürnberg

Der Nürnberger Christkindlesmarkt gehört zu den bekanntesten und -beliebtesten in Deutschland. Seit 1628 ist er in der protestantischen Hochburg nachgewiesen, noch heute sind die Mädchen aus Nürnberg mächtig stolz, wenn sie in die Rolle des Christkinds schlüpfen dürfen. Aktuell wird der 17-jährigen Nelli Lunkenheimer diese Ehre zuteil.

Der älteste nachgewiesene Weihnachtsmarkt in Deutschland ist jedoch der Dresdner Striezelmarkt. 1434 wurde er erstmals urkundlich erwähnt. Auch Bautzen, München und Wien haben eine lange Geschichte. Bis heute ist es vor allem der deutschsprachige Raum, der mit großen Adventsmärkten glänzt. Nicht zufällig finden sich über der Grenze in Frankreich vor allem im Elsass solche Märkte.

Die ersten Weihnachtsmärkte aus dem Spätmittelalter hatten noch recht wenig mit dem Budenzauber aktueller Tage gemein. Damals ging es um die Versorgung der Bevölkerung am Beginn der kalten Jahreszeit. Fleischer, Bäcker und Handwerker bekamen das Recht, Dezembermärkte abzuhalten. Nahrungsmittel und Waren des täglichen Bedarfs standen im Mittelpunkt.

Erst im 17. und 18. Jahrhundert änderte sich dies allmählich. Die Mittel- und Oberschicht begann, die Märkte für sich zu entdecken, auf denen nun immer öfter auch Geschenkartikel und Krippen feilgeboten werden. Vollends kippte das Angebot zugunsten einer eher romantisch-folkloristischen Ausrichtung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als um 1920 immer mehr Kaufhäuser ihre Türen öffneten, musste man sich nicht mehr auf dem Weihnachtsmarkt mit dem Nötigsten versorgen. Dort funkelten nun die Lichter zwischen Tannengrün, derweil an den Ständen Kunsthandwerk, warme Speisen und Getränke angeboten wurden.

 

epd-bild/Valeska Rehm
Traditionspflege: Weihnachts­pyramide auf dem Dresdner Striezelmarkt.

So ist das bis heute. Millionen von Menschen lassen sich alljährlich auf den rund 2500 Weihnachtsmärkten in Deutschland verzaubern, auch wenn dahinter oft Konfektionsware aus China steckt. Fast jede Großstadt hat einen großen Markt. Sehr beliebt ist auch der in Stuttgart, vor allem bei Schweizer Besuchern, die busladungsweise in die Hauptstadt Baden-Württembergs kommen, weil man dort auch gleich kostengünstig einkaufen kann.

Ein Ärgernis für die Kirchen ist, dass dabei die christlichen Inhalte immer weiter an Bedeutung verlieren und mancher Weihnachtsmarkt auch von einem rummeligen Jahrmarkt nur noch schwer zu unterscheiden ist. Überdies ist der Anfang vielfach schon weit in den November hineinverlegt worden, obwohl die Märkte eigentlich nicht vor dem Totensonntag öffnen sollten.

Da sind oft kleine Adventsmärkte in kleinen Städten und Dörfern eine -weniger kommerzielle und bodenständigere Alternative.