Das Christkind feiert Jubiläum. Vor 75 Jahren eröffnete es erstmals nach dem Kriege wieder den Weihnachtsmarkt in Nürnberg, mit einem neuen Prolog, der nun frei war von NS-Gedankengut. Tatsächlich waren es die Nationalsozialisten, die das Nürnberger Christkind in diese herausragende öffentliche Funktion am Beginn des Marktgeschehens gehievt hatten. Mit einem sicheren Gespür für öffentlichkeitswirksame Aktionen hatten sie sich auch diese Traditionsveranstaltung unter den Nagel gerissen.
Erst im 17. und 18. Jahrhundert änderte sich dies allmählich. Die Mittel- und Oberschicht begann, die Märkte für sich zu entdecken, auf denen nun immer öfter auch Geschenkartikel und Krippen feilgeboten werden. Vollends kippte das Angebot zugunsten einer eher romantisch-folkloristischen Ausrichtung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als um 1920 immer mehr Kaufhäuser ihre Türen öffneten, musste man sich nicht mehr auf dem Weihnachtsmarkt mit dem Nötigsten versorgen. Dort funkelten nun die Lichter zwischen Tannengrün, derweil an den Ständen Kunsthandwerk, warme Speisen und Getränke angeboten wurden.