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Kirchentag in Hannover

Kirchentag 2025 in Hannover: Was die Stadt zu bieten hat

Tobias Glawion, Chefredakteur des Gemeindeblattes, hat 15 Jahre in Hannover gewohnt und gibt Einblick in die Geschichte, Kultur und lebendige protestantische Tradition der Stadt. Dort wird der 39. Evangelische Kirchentag stattfinden. Von Tobias Glawion

Hannovers Altstadt im Abendrot.
Hannover Marketing und Tourismus GmbH
Die Hannover Altstadt aus der Luft.

Die Landeskirche in Hannover

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers ist mit Blick auf die Mitglieder aktuell die größte Landeskirche innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit über 2,5 Millionen Mitgliedern spielt sie zwischen Harz, Heide und Meer auch eine deutlich bedeutendere Rolle als ihr katholisches Pendant.

Ralf Meister
Pressebild/Insa Hagemann
Hannover Landesbischof Ralf Meister.

Denn der Katholizismus ist in Niedersachsen mit rund 1,24 Millionen Gläubigen traditionell deutlich schwächer vertreten. Neben der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gibt es mit Braunschweig, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und den Reformierten noch drei weitere evangelische Landeskirchen in Niedersachsen, die zusammen sogar auf mehr als 3,8 Millionen Mitglieder verweisen können. An der Spitze der Evangelischen Landeskirche Hannovers steht seit 2011 Landesbischof Ralf Meister.

Besonderheiten der Hannover Landeskirche: Offenheit, Mission und Diakonie

Neben der Tatsache, dass Hannover nach Hamburg die zweite Landeskirche mit einer Frau als Bischöfin an der Spitze war, gilt sie seit jeher als eher moderne und liberale Kirche, die bekannt für ihre Offenheit gegenüber verschiedenen Lebensstilen und für ihre progressive Haltung in vielen theologischen und ethischen Fragen ist. Gleichzeitig versteht sie sich als missionarische Kirche, die Aktionen und Projekte wie z.B. den „Expowal – eine unglaubliche Kirche“ oder die „Gospelkirche“ unterstützt, die Menschen mit einem modernen und niederschwelligen Angeboten zum Glauben einladen.

Dazu kommt ein starkes Engagement in diakonischen und sozialen Projekten. Ob in der Obdachlosenhilfe, der Flüchtlingsarbeit oder in der Unterstützung von Familien, die Lutheraner sind stets präsent und aktiv. Als dritte Anlaufstelle bundesweit wurde so zum Beispiel 2001 in Hannover eine sogenannte „Babyklappe“ am dortigen kirchlichen Krankenhaus Friederikenstift eingerichtet. Eine Einrichtung, die es Müttern in Notlagen ermöglicht, ihr Neugeborenes anonym und sicher abzugeben, um eine sofortige Versorgung und Schutz des Kindes zu gewährleisten.

20 Jahre „Haus der Religionen”

Auch der interreligiöse Dialog wird großgeschrieben und gelebt. Einzigartig in Deutschland ist so zum Beispiel das „Haus der Religionen“ ein interreligiöses Bildungs- und Veranstaltungszentrum, in dem sich neun Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zusammengeschlossen haben. Diese Gemeinschaften umfassen Alevitentum, Bahaitum, Buddhismus, Christentum, Ezidentum, Hinduismus, Humanismus, Islam und Judentum.

Das Zentrum fördert den interreligiösen Dialog und bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen, darunter Vorträge, Workshops, interreligiöse Begegnungen und kulturelle Events. Die Geschichte des Haus der Religionen ist übrigens auch eng mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag verbunden. Beim letzten Kirchentag in Hannover im Jahr 2005 wurde in der Böhmerstraße das Haus der Religionen eröffnet. Und auch jetzt 20 Jahre später können dort zahlreiche Veranstaltungen des Kirchentagsprogramms erlebt werden.

Landkarte von Hannover auf der verschiedene Punkte eingetragen sind
Adobe Stock/Christian Pauschert
Die Hannover-Highlights im Überblick.

Besondere Orte, Kunst und Kirchen in Hannover

Hannover ist reich an beeindruckenden Kirchen, die nicht nur architektonisch, sondern auch historisch und spirituell viel zu erzählen haben.

  • Marktkirche St. Georgii et Jacobi: Diese gotische Kirche ist das Wahrzeichen Hannovers und seit 1925 die Predigtkirche des Landesbischofs oder der Bischöfin. Ihre beeindruckende Architektur und die zentrale Lage machen sie zu einem Muss für jeden Besucher.
  • Neustädter Kirche St. Johannis: Diese Kirche ist bekannt für ihre barocke Architektur und ihre reiche musikalische Tradition. Hier finden regelmäßig Konzerte und musikalische Gottesdienste statt. Sie beherbergt neben einer besonderen Orgel, die nach Prinzipien des spanischen Barockorgelbaus gestaltet wurde, auch das Grab des berühmten Mathematiker und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz.
  • Aegidienkirche: Diese Kirche ist heute eine Ruine und dient als Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs. Ihre offene Struktur und die Friedensglocke, ein Geschenk aus Hiroshima, machen sie zu einem Ort der Besinnung und des Friedens.
  • Maschsee: Der mitten im Herzen von Hannover zwischen 1934 und 1936 künstlich breiten Flusstal der Leine angelegte See verfolge ursprünglich die Idee, die Hochwassergefahr zu minimieren. Heute ist der Maschsee vor allem ein beliebtes Naherholungsgebiet für jung und alt und bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten wie Wassersport, Spaziergänge und kulturelle Veranstaltungen. Legendär ist das einmal im Jahr im Sommer stattfindende Maschseefest. Direkt gegenüber dem Maschsee, auf unmittelbarer Spuckweite ist übrigens auch das Sprengelmuseum zu finden.
  • Sprengel Museum: Das Museum für moderne Kunst bietet eine beeindruckende Sammlung und ist ein kulturelles Highlight der Stadt. Ein Besuch lohnt sich, um auch die künstlerische Seite Hannovers kennenzulernen. Der Name Sprengel kommt übrigens nicht von den Kirchenbezirken oder Prälaturen, die in Niedersachen Sprengel heißen. Namesgeber ist der Schokoladenfabrikant Bernhard Sprengel, der 1969 durch eine großzügige Schenkung das Museum möglich gemacht hat.
  • Nanas am Leibnizufer: Bunte Skulpturen der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden sind. Die 1974 installierten drei Nanas heißen übrigens Sophie, Charlotte und Caroline und gelten als Symbol für die aufkeimende Frauenbewegung der 1960er Jahre.
  • Herrenhäuser Gärten: Diese barocken Gärten sind ein Ort der Ruhe und Besinnung. Perfekt, um zwischen den Veranstaltungen des Kirchentags eine Pause einzulegen und die Natur zu genießen. Ganz in der Nähe ist übrigens auch das Headquarter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gelegen.

Kulinarische Angebote in Hannover

Hannover hat nicht nur das angeblich reinste Hochdeutsch sondern auch kulinarisch einiges zu bieten. Ob Grünkohl mit Pinkel, Hannoversches Zugenragout oder der Calenberger Pfannenschlag. Der Norddeutsche mag es gerne mal deftig rustikal. Was dann auf keinen Fall fehlen darf, ist die Lüttje Lage, ein traditionelles Getränk, das aus einem speziellen obergärigen Bier und Kornbrand besteht. Es wird auf eine besondere Weise getrunken: Man hält ein kleines Bierglas und ein Schnapsglas mit Korn gleichzeitig in einer Hand, sodass der Korn über dem Bier liegt und beide Getränke in einem Zug getrunken werden.