Denn der Katholizismus ist in Niedersachsen mit rund 1,24 Millionen Gläubigen traditionell deutlich schwächer vertreten. Neben der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gibt es mit Braunschweig, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und den Reformierten noch drei weitere evangelische Landeskirchen in Niedersachsen, die zusammen sogar auf mehr als 3,8 Millionen Mitglieder verweisen können. An der Spitze der Evangelischen Landeskirche Hannovers steht seit 2011 Landesbischof Ralf Meister.
Besonderheiten der Hannover Landeskirche: Offenheit, Mission und Diakonie
Neben der Tatsache, dass Hannover nach Hamburg die zweite Landeskirche mit einer Frau als Bischöfin an der Spitze war, gilt sie seit jeher als eher moderne und liberale Kirche, die bekannt für ihre Offenheit gegenüber verschiedenen Lebensstilen und für ihre progressive Haltung in vielen theologischen und ethischen Fragen ist. Gleichzeitig versteht sie sich als missionarische Kirche, die Aktionen und Projekte wie z.B. den „Expowal – eine unglaubliche Kirche“ oder die „Gospelkirche“ unterstützt, die Menschen mit einem modernen und niederschwelligen Angeboten zum Glauben einladen.
Dazu kommt ein starkes Engagement in diakonischen und sozialen Projekten. Ob in der Obdachlosenhilfe, der Flüchtlingsarbeit oder in der Unterstützung von Familien, die Lutheraner sind stets präsent und aktiv. Als dritte Anlaufstelle bundesweit wurde so zum Beispiel 2001 in Hannover eine sogenannte „Babyklappe“ am dortigen kirchlichen Krankenhaus Friederikenstift eingerichtet. Eine Einrichtung, die es Müttern in Notlagen ermöglicht, ihr Neugeborenes anonym und sicher abzugeben, um eine sofortige Versorgung und Schutz des Kindes zu gewährleisten.
20 Jahre „Haus der Religionen”
Auch der interreligiöse Dialog wird großgeschrieben und gelebt. Einzigartig in Deutschland ist so zum Beispiel das „Haus der Religionen“ ein interreligiöses Bildungs- und Veranstaltungszentrum, in dem sich neun Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zusammengeschlossen haben. Diese Gemeinschaften umfassen Alevitentum, Bahaitum, Buddhismus, Christentum, Ezidentum, Hinduismus, Humanismus, Islam und Judentum.
Das Zentrum fördert den interreligiösen Dialog und bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen, darunter Vorträge, Workshops, interreligiöse Begegnungen und kulturelle Events. Die Geschichte des Haus der Religionen ist übrigens auch eng mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag verbunden. Beim letzten Kirchentag in Hannover im Jahr 2005 wurde in der Böhmerstraße das Haus der Religionen eröffnet. Und auch jetzt 20 Jahre später können dort zahlreiche Veranstaltungen des Kirchentagsprogramms erlebt werden.