Nach wie vor seien nicht alle Wahllokale ausreichend barrierefrei, sagt Eric Simon: „Da müssen wir noch mehr tun.“ Als Beispiel nennt er Orientierungslinien auf dem Boden, die es sehbehinderten Menschen erleichtern, sich zurecht zu finden. „An solchen Dingen zeigt sich, ob die Gesellschaft ein wirkliches Interesse hat, dass Menschen mit Beeinträchtigungen sich beteiligen können“, findet der Politikwissenschaftler. Haben Menschen mit Behinderung eine Lobby in Berlin? „Ja“, erwidert Eric Simon und dennoch:
Inklusion und andere soziale Themen spielen bei der Wahl keine große Rolle
sagt Eric Simon
Kristjan Zweigert ist ebenfalls der Meinung, dass mehr getan werden müsste für Rollstuhlfahrer wie ihn. Auch deshalb freut er sich darauf, seine Kreuzchen zu setzen. „Wenn ich nicht wähle, wird meine Stimme ja jemand anderem gegeben.“
Am 15. März 2019 hat der Bundestag auf Druck des Bundesverfassungsgerichtes ein inklusives Wahlrecht beschlossen. Die Karlsruher Richter hatten geurteilt, dass Menschen, die in allen Angelegenheiten auf eine gerichtlich bestellte Betreuung angewiesen sind, nicht pauschal von Wahlen ausgeschlossen werden dürfen – das betrifft etwa 80 000 Menschen in Deutschland. Ausnahmen gebe es bei Menschen, deren Willensbildung so weit reduziert ist, dass sie ihr Wahlrecht nicht mehr ausüben können, erklärt Eric Simon. Letztlich werde im Einzelfall entschieden.
Auch eine Beeinflussung durch Betreuer sei nicht ausgeschlossen, „weil Menschen mit einer Behinderung oft in einer gewissen Abhängigkeit von anderen stehen“, sagt Eric Simon. Doch auch wenn es in Einzelfällen Probleme mit der Wahlfreiheit geben könne, wiege viel schwerer, dass auch Menschen mit Behinderung an der Wahl teilnehmen können.
Eine Wahl ist für alle da!
sagt Eric Simon