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Neubau Oberkirchenrat Stuttgart

Nach drei Jahren Bauzeit: Das neue Dienstgebäude des Evangelischen Oberkirchenrats

Eine Kapelle, buchbare Schreibtische und ein Eisblock in der Erde: Das neue Dienstgebäude der Landeskirche ist energieeffizient und bietet viele Möglichkeiten der Begegnung. Laut Landesbischof war der Neubau die „wirtschaftlich beste Lösung”. Von Judith Kubitscheck (epd)

Zu sehen ist der Innenhof des neu gebauten Gebäudes des Oberkirchenrates in Stuttgart. Es ist ein helles Gebäude mit grün bepflanzten Inseln im Innenhof.
Pressebild/Dan Peter
Der Innenhof des neu gebauten Gebäudes des Oberkirchenrates.

Eis als Energiequelle: Wie der Oberkirchenrat Stuttgart heizt und kühlt

Das Innovativste am Neubau des Evangelischen Oberkirchenrats in Stuttgart ist unsichtbar: In der Erde ruht ein Eisblock, der im Sommer beim Kühlen hilft und im Winter überraschenderweise beim Heizen.

Im Winter entsteht ein Eisblock und durch den Prozess Wasser zu Eis können wir heizen, da entsteht Wärmeenergie, die wir nutzen

erklärt der Direktor des Oberkirchenrats, Stefan Werner, das Prinzip

Im Sommer könne der große Eisblock abtauen. „Das Eiswasser fließt in Kanälen in den Decken und kühlt unser Gebäude”, sagt er in einem Interview auf der Website der württembergischen Landeskirche. So kann durch Solarenergie und eine Solar-Eisspeicherheizung das Gebäude beheizt und gekühlt werden – eine Technik, die es bisher in Stuttgart laut Werner nur wenig gibt.

Das neue Dienstgebäude des Evangelischen Oberkirchenrats

Nach drei Jahren Bauzeit herrscht im neuen Dienstgebäude der Kirchenleitung und obersten Verwaltung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg nun seit Juli Leben. Schritt für Schritt finden sich dort die rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurecht, denn nicht nur das Gebäude, auch das Bürokonzept ist für sie völlig neu.

Innenansicht eines Bürogebäudes.
Pressebild/Dan Peter
Hierarchiefreie Arbeitsbereiche im OKR

Hierarchiefreies Arbeiten: Das neue Bürokonzept im Oberkirchenrat

In den Büroräumen in den Obergeschossen der drei Gebäude, die von einer Ziegelfassade umgeben sind, geht es mit Blick auf die Nutzung der Räume hierarchielos zu: Weder Landesbischof noch Direktor sind exklusiv in einem Büro untergebracht. Stattdessen gibt es wechselnde Schreibtische, die man sich bucht. So kann es sein, dass der Landesbischof in einem der Großraumbüros neben dem Auszubildenden arbeitet.

Gibt es vertrauliche Gespräche oder Telefonate, kann man dafür einen Rückzugsraum nutzen. Der Vorteil: Man begegnet sich mehr und braucht durch das Teilen der Schreibtische durch Homeoffice und Dienstreisen für die 450 Mitarbeiter nur 350 Arbeitsplätze.

63 Millionen Euro Investition: Warum der Neubau notwendig war

In den Neubau wurden rund 63 Millionen Euro investiert – eine Summe, die erklärungsbedürftig ist, in einer Zeit, in der die württembergische Landeskirche sonst einen radikalen Sparkurs fährt. Laut Stefan Werner war das alte Dienstgebäude so stark sanierungsbedürftig, dass man es nicht hätte weiterbetreiben können. Die Alternative zu einem Neubau sei eine sehr kostspielige Grund- oder sogar Kernsanierung des Altgebäudes gewesen, erklärt er.

Man habe alle Möglichkeiten überprüft, doch ein Neubau war die „wirtschaftlich beste Lösung”, ist auch Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl überzeugt. Er sei langfristig eine sinnvolle Investition, weil man nun nach modernen Maßstäben arbeiten könne und auch energetisch auf dem absolut neuesten Stand sei. Außerdem habe man Außenstellen des Oberkirchenrats in den Neubau integrieren können, was ebenfalls für Einsparungen sorge, sagte er dem Evangelischen Pressedienst im Sommerinterview.

Zusammenhalt im Gebäude: Das Sockelgeschoss als Herz des Oberkirchenrats

Zentrum des Neubaus ist das Sockelgeschoss, das die drei Einzelgebäude verbindet. Ein lichtdurchfluteter Innenhof und eine Cafeteria sorgen für Begegnungsmöglichkeiten. In Konferenzräumen mit den Namen „Rom”, „Konstantinopel” und „Jerusalem” können auch die Ausschüsse des Kirchenparlaments, der Synode, tagen.

Ein heller Raum mit braunen aneinandergereihten Holzstühlen. An der Wand ist ein Kreuz befestigt. Auf der linken Seite sind bodenhohe Fenster angebracht.
Pressebild/Dan Peter
Das Herzstück des Neubaus: die Kapelle im OKR Neubau.

Kapelle als Herzstück: Der spirituelle Raum im Neubau

Direkt am Eingang befindet sich die Kapelle, „das Herzstück des Bauensembles”, wie sie das Stuttgarter Architekturbüro Riehle Koeth nennt, das für den Neubau verantwortlich ist. Sehr schlicht gehalten mit Sichtbetonwänden auf drei Seiten, Holzstühlen und einem steinernen Altar lebt der Raum von der goldgelb gefärbten Glasfassade, die die Kapelle in ein besonderes Licht taucht. Hier finden die wöchentlichen Andachten statt, an denen jeder der Angestellten entweder live oder online teilnehmen kann.

Begegnung im Innen- und Außenbereich: Ein Ort für Austausch und Gemeinschaft

Begegnung soll es auch im Außenbereich geben: Ein Weg von der Heidehofstraße zur Gänsheidestraße lädt die Nachbarschaft ein, den parkähnlich angelegten Außenbereich mit insgesamt 74 Bäumen zu durchqueren.

Der Oberkirchenrat ist ein Ort des Austausches. Und ich glaube, auf diesen Austausch wird es sehr ankommen, wenn wir gute, angemessene und gemeinsam zu vertretende Lösungen für unsere Kirche jetzt und in der Zukunft finden wollen

sagt Direktor Stefan Werner

Das Interview mit Direktor Stefan Werner über den Neubau des Oberkirchenrates gibt es auf der Homepage der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.