Der Weihnachtsbaum kann laufen. Wie von Geisterhand gesteuert marschiert das grüne Etwas durch die Straßen von Weisweil, begleitet von einem Jungen und einem Mädchen, die ihn sicher zum nächsten Ziel eskortieren. Das Ziel ist jeweils ein Wohnhaus, an dem die wunderliche Abordnung klingelt.
Öffnet der Hausbesitzer, dauert es nicht lange, bis er lächelnd den Weg in die Küche antritt und Geschenke holt: Schokolade, Bonbons, gerne auch mal Geld. Die Kinder nehmen es dankbar entgegen, lächeln zurück und steuern die nächste Einfahrt an.
Wie lange es das Pfingsthoppen schon gibt, vermag auch Heinz Ehrler vom Heimatmuseum nur ungefähr zu sagen: Irgendwann im 19. Jahrhundert kam es auf, sagt er. Der Brauch wird bis heute in dem 2100-Einwohner-Dorf Weisweil gepflegt und diente kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auch noch dazu, die Lebensmittelvorräte aufzubessern. Tatsächlich findet man ähnliche Pfingsmontagsbräuche auch in Gemeinden im Elsass und der Pfalz: Dort sind sie unter dem Begriff „Pfingstquack“ bekannt.
Als Kind zog der heute 87-jährige Ehrler selbst durch den Ort, bekam damals wirklich noch Eier und Speck zugesteckt. War es mehr, als man brauchte, „dann haben wir es verkauft“, erinnert er sich. So kam auch ein wenig Geld in die Kasse der armen Nachkriegskinder, die sich noch streng an alle Regeln hielten: So endet traditionell das Pfingsthoppen mit dem Läuten der Kirchenglocken um 10 Uhr.
Das freilich nimmt heute keiner mehr so genau, so dass die Buben und Mädchen oft bis kurz vor zwölf am Pfingstmontag im Dorf unterwegs sind. Am Ende treffen sich alle zum Gruppenbild und zur Ehrung. Es gibt kleine und große Preise als Belohnung für die, die dabei sind und den alten Brauch hochhalten.