Ernährung der kleinen Nager
Eigentlich gehören Siebenschläfer in alte Laub-Mischwälder, wie sie auf der Alb vorkommen. Dort finden sie Baumhöhlen für den Tagschlaf und ihre Lieblingsspeise: fettreiche Bucheckern. Auch mit Eicheln, Kastanien, Nüssen, Knospen und Früchten erneuern sie ihre Energiereserven, die während des Winterschlafs von September bis Mai leer laufen. Von wegen Siebenschläfer! Nicht einmal das Murmeltier schläft so viel. Ahnt der Langschläfer im Frühling, dass Buchen und Eichen nicht genug Früchte liefern, um den Nachwuchs aufzuziehen, rollt er sich in seiner Höhle zusammen und verabschiedet sich für die nächsten elf Monate.
Nager erreichen Alter von neun bis 13 Jahren
Vermutet wird, dass er anhand der Pollen erkennt, wie das Nahrungsangebot aussehen wird. „Die aktive Phase ist gefährlich für den Siebenschläfer, dieses Wagnis geht er nur ein, wenn es sich lohnt“, erklärt Julia-Marie Battermann von der Deutschen Wildtier Stiftung. Durch die lange Ruhe, während der die Organe geschont werden, könne er mit neun bis 13 Jahren extrem alt werden für so einen kleinen Nager. „Er hat also vergleichsweise viel Zeit, sich zu vermehren. Das ist seine Risiko-Nutzen-Strategie.“
Wenn sich die Langschläfer im Mai nach einer mehrstündigen Aufwachphase wieder ausgraben, sind sie nur noch eine halbe Portion. Und sehr liebeshungrig. Im Juni beginnt die Paarungszeit. Dabei kann es laut werden. Quiekend und zischend werden Revierstreitigkeiten ausgetragen, und das Männchen stalkt das Weibchen so lange, indem es ihm hinterher rast, bis es nachgibt. Unmittelbar nach der Paarung verliert der Schürzenjäger das Interesse an ihr. Er hält nun nach neuen Partnerinnen Ausschau.
Siebenschläfermamas sind alleinerziehend
Siebenschläfermamas sind also alleinerziehend. Und vor ihnen liegt ein ambitioniertes Zeitprogramm. Sie polstern verlassene Baumhöhlen und Nistkästen mit Federn, Haaren, Moos und Gras zu einer kuschelig weichen Kinderstube aus.
In der Umgebung von Münsingen und Gomadingen sind bis zu 20 Prozent der von den Vögeln bereits verlassenen Quartiere vom Siebenschläfer bewohnt
sagt Robert Greiner, ehemaliger Förster
Vier bis sechs Junge: nackt, blind und klein nach Geburt
Dort bringen die Siebenschläfer-Weibchen ab Juli vier bis sechs Junge zur Welt, die rosa, nackt, blind und gerade mal so schwer wie ein Stück Würfelzucker sind. Mit einem Powerdrink gesäugt und liebevoll umsorgt, wachsen sie schnell. Nach drei bis vier Wochen öffnen sie die Augen, dann geht es rund im Hause Siebenschläfer, das auch der Dachboden sein kann. Die Kleinen beginnen, feste Nahrung zu fressen, neugierig umherzuklettern und die Selbstständigkeit zu trainieren. Nach etwa zwei Monaten verlassen sie das Nest endgültig.
Vorbereitung auf den Winterschlaf
Die Siebenschläferfamilie hat jetzt nur noch eine auf Kante genähte Mission: futtern. In den knapp acht Wochen bis zum Herbst müssen die Tiere ihr Gewicht mindestens verdoppeln, um den langen Winterschlaf in der Kälte zu überstehen. Je fetter, desto besser. Ein ordentlicher Wanst und 300 Gramm Gewicht sind schon eine echte Premium-Lebensversicherung. Dabei müssen sie auf diejenigen achten, die einen gut gefüllten Siebenschläfer äußerst appetitlich finden: Baummarder, Wiesel, große Eulen und Katzen gehören zu ihren natürlichen Feinden.
Schutzmechanismus: Siebenschläfer können Teil ihres Schwanzes abwerfen
Doch Siebenschläfer beherrschen einen genialen Trick, den sie sich von den Eidechsen abgeguckt haben müssen: Um in letzter Sekunde zu entkommen, können sie einen Teil ihres Schwanzes abwerfen. Werden sie dort gepackt, reißt die Haut mit den Haaren an einer Sollbruchstelle und wird vom Skelett gezogen. Die Wirbel fallen mit der Zeit ab, Haut und Haare wachsen anschließend nach. Alles runderneuert, nur etwas kürzer als zuvor.