In Jörg Ilzhöfers Kochschule am Stuttgarter Marktplatz duftet es schon herrlich. Die Gänse braten im Ofen, das Rotkraut ist fertig und die Soße steht bereit. Jörg Ilzhöfer beginnt, kleine Kartoffelklöße zu formen und gibt sie in heißes Wasser. Eine gute Vorbereitung sei gerade an Feiertagen wichtig – und natürlich auch im Alltag eines Profikochs.
Seit neun Jahren kocht er ehrenamtlich für die Gäste und Mitarbeiter im Hospiz Esslingen. In der Weihnachtszeit bereite er jedes Jahr ein „klassisches Weihnachtsessen“ zu, sagt der Koch. „Das muss festlich aussehen.“ Dabei ist ihm bewusst, dass die wenigsten Gäste im Hospiz eine ganze Gänsekeule essen können. Doch es schmeckt allen. Bei sich zu Hause ist Jörg Ilzhöfer an Weihnachten froh, wenn er mal nicht kochen muss. Ganz traditionell gibt es da Bratwürste mit Kartoffelsalat, Laugenbrötchen und Sauce.
Die sind wie gemacht dafür, ins Hospiz zu gehen
Jörg Ilzhöfer
Jörg Ilzhöfer holt die knusprigen Gänsekeulen aus dem Backofen. Um die Haut nach dem Transport wieder knusprig zu machen, mischt der Koch zerlassene Butter und etwas Honig. Damit pinselt er die Keulen ein und erwärmt sie vor Ort nochmals. Das Rotkraut verfeinert er kurz vor der Fahrt ins Esslinger Hospiz mit Zimt – so richtig weihnachtlich.
Die Menschen im Hospiz können Weihnachten nicht mit ihren Familien verbringen, deshalb machen wir es ihnen noch schöner als sonst mit dem Essen.
Jörg Ilzhöfer
Drei Gäste sitzen schon an dem großen runden Holztisch in der hellen Wohnküche des Hospizes. „Gans gab es früher bei uns auch, manchmal auch mit Spätzle“, sagt eine Frau. Es sind Jugenderinnerungen, die wieder hochkommen. In ihrer Kindheit hätten sie sich das nicht leisten können. Als sie ihren Teller bekommt, schwärmt sie schon beim Duft und fügt hinzu: „Da würde sich meine Freundin draufstürzen.“ Sie werde ihr nachher von dem besonderen Mittagessen erzählen.
Eine Frau kommt am Rollator ebenfalls in die Wohnküche. „Kommen wir mal wieder zusammen“, wird sie freudestrahlend begrüßt. „Weil es so gut riecht, habe ich mich aufgerafft“, antwortet sie. Schon seit zwei Tagen habe sie sich auf das Essen gefreut, dennoch möchte sie nur eine kleine Portion. „Die Soße ist so gut“, schwärmt sie und fragt nach einem Nachschlag. „Gibt es noch etwas?“ Diese Frage wird beim Festessen häufiger zu hören sein.
Das ist ein Stück Lebensqualität – Essen schmeckt mir halt immer noch.
Gästin im Hospiz Esslingen
Die Gäste applaudieren Jörg Ilzhöfer, der Koch ist sichtlich gerührt. Die Runde im Hospiz ist fröhlich. Was für eine wunderbare Wirkung ein gutes Essen haben kann.
Zutaten für den Rotkohlsalat
1 kg Rotkohl, vom Strunk entfernt, in ca. 0,5 cm dicke Streifen schneiden oder hobeln
0,1 L Rotwein
2 EL Olivenöl
5 cl Orangensaft
2 EL Rotweinessig
1 EL Balsamicoessig
1 – 2 EL Honig
Schale von einer Orange, frisch gerieben
1 TL brauner Zucker
1 Tasse Sauerkirschen (Glas)
1 EL Cranberrys
½ TL Lebkuchengewürz
Salz / Pfeffer
Zubereitung
Geben Sie alles gemeinsam in eine Schüssel und kneten dieses mit den Händen (bitte Einmalhandschuhe tragen) leicht durch, dass alles gut vermengt ist. Abdecken und über Nacht ab in den Kühlschrank.
4 Stunden vor dem Verzehr wieder aus dem Kühlschrank nehmen und nochmals gut durchmengen und final abschmecken
Zutaten für die Birnen
2 Birnen, halbiert, das Kerngehäuse entfernt
16 halbe Walnusskerne
1 TL Zucker
2 EL Butter
1 Msp. Vanillemark
0,1 L Orangensaft
Abrieb von Orange
Zutaten für die Gänsekeulen:
4 Gänsekeulen
Salz, Pfeffer
1 Zwiebel
1 Karotten
1/4 Sellerie
1/3 Lauch
1 EL Tomatenmark
0,3 L Portwein
0,3 L Rotwein
1 TL Puderzucker
1 Zweig Thymian
1 Zweig Rosmarin
Schale einer Zitrone klein geschnitten (nur das Gelbe)
Abrieb einer Orange
Lorbeer
Nelke und Wacholder
1 – 2 EL Butter aus dem Kühlschrank
2 EL Honig / 2 EL Butter / 0,1 L dunkles Bier
Zutaten für das Rotkraut
1 Rotkrautkopf, fein geschnitten/gehobelt
2 EL Puderzucker
1 Tasse Sauerkirschen
200 ml Rotwein
100 ml Portwein
Lorbeer, Nelke, Wacholder (gerne in einem Teesieb!)
1 Thymianzweig
1 Rosmarinzweig
50 g Butter
Salz, Pfeffer
Zucker
Cranberrys
ILZHÖFERs TIPP: Am besten das Kraut schon einen Tag vorher zubereiten und zwischendurch 1 – 2 Mal erhitzen. Es wird dadurch immer schmackhafter.
Zutaten für die Kartoffelklöße
500 g Kartoffeln, gekocht und warm
150 g Mehl
3 Eigelb
3 EL Gries / Dunst
Salz, Pfeffer, Muskat
Zutaten für den Strudelteig:
240 g Mehl (405)
130 g Wasser, warm
1 EL Sonnenblumenöl
1 TL Essigsäure (5%)
Zubereitung
Geben Sie alles gemeinsam in eine Rührschüssel und stellen Sie hiermit einen gleichmäßigen Teig mit dem Hand-Rührer oder einer Küchenmaschine her. Final als Kugel formen, in eine entsprechende Schüssel geben und (direkt auf dem Teig!) mit einer Klarsichtfolie abdecke. Für ca. 3 – 4 Stunde in der Küche ruhen lassen.
Zutaten für die Topfenfüllung
600 g Topfen (extrem trockener Quark)
3 EL Grieß (Weichweizen)
50 g Butter, zimmerwarm
80 g Zucker
3 Eier, getrennt
1 – 2 TL Stärke
Salz / Mark von 1 Vanilleschote / Abrieb von der Tonkabohne (nach Geschmack)
Abrieb von 1 Zitrone
Wenn gewünscht: 1 – 2 EL Rum und / oder 3 EL in Rum eingelegte Rosinen (ca. 1 Tag lang)
Außerdem benötigt:
Wellholz / Doppelgriffiges Mehl (Wiener Grießer oder Doppelgriffiges Mehl)
Großes Tuch
100 g Butter, zerlassen
100 g Mandelgrieß
50 g Butter - streichfähig
50 g Zucker