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Landesposaunentag in Ulm

Tausende Bläser trotzen der Hitze

Wer am letzten Wochenende in Ulm war, der kam an den Posaunenchören nicht vorbei. Der Landesposaunentag feierte aber nicht nur die Blechblasinstrumente, sondern auch Gemeinschaft und Zusammenhalt. Von Charlotte Mühlhan

Der Schallbecher einer Tuba ist groß zu sehen.
Evangelisches Jugendwerk in Württemberg (EJW)
Der Landesposaunentag findet im Regelfall alle zwei Jahre in Ulm statt.

Alle zwei Jahre verwandelt sich Ulm in ein klingendes Fest – wenn mehr als 7.000 Bläserinnen und Bläser unter dem Ulmer Münster zusammenkommen und den größten Posaunenchor der Welt bilden. In diesem Jahr feierte der Landesposaunentag sein 50. Jubiläum unter dem Motto „Alles Gute“.

Posaunenmusik im Club und im Freibad

Am letzten Juniwochenende stand ganz Ulm im Zeichen der Blechblasinstrumente. Überall in der Stadt erklangen Trompeten, Posaunen, Hörner und Tuben. Die verschiedenen Posaunenchöre spielten sogar in Krankenhäusern, Altenheimen und im Freibad. Daneben gab es ein vielfältiges Programm, dass von Diskussionsrunden über gemeinschaftliches Handeln bis hin zu Kabarett reichte. An vielen Orten in der Stadt fanden Gottesdienste statt. Insbesondere jüngere Menschen besuchten die Lobpreisnacht am Samstagabend sowie den Gottesdienst im Ulmer Club Cocomo.

Eine Gruppe junger Männer sitzt am Beckenrand eines Freibads und spielt auf Blechblasinstrumenten.
Evangelisches Jugendwerk in Württemberg (EJW)
Eine Gruppe junger Bläser spielt im Freibad.
Eine Frau steht vor dem Ulmer Münster und spielt Tuba.
Charlotte Mühlhan
Eine Frau spielt Tuba vor dem Ulmer Münster.

Zeichen der Hoffnung setzen

Laut Cornelius Kuttler, dem Leiter des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg, wollte man als Veranstalter bewusst ein Zeichen der Hoffnung setzen. Mit Nachdruck betonte Kuttler, einen Gegenentwurf zu all den negativen Nachrichten bieten zu wollen. Er forderte, Mut statt Resignation zu zeigen und ein gemeinsames Zeichen gegen die Zerissenheit im Land zu setzen. Die Grundlage dafür sei das Vertrauen in Gott. 

Musik, Begegnung und Magie

Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher bezeichnete die Stimmung in der Stadt als etwas „magisches“. Der Landesposaunentag sei ein Ereignis, bei dem Menschen zusammenkommen, musizieren, lachen und sich austauschen. Zudem lobte der Oberbürgermeister die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kirche. Insgesamt erinnert die Stimmung in der Stadt an ein Familienfest, bei der sich weit entfernte Verwandte, beziehungsweise in diesem Falle Bekannte, wiedertreffen. Immer wieder bleiben Menschen stehen, rufen Namen in die Menge und umarmen sich herzlich. Auch das ist der Landesposaunentag.

Austausch zwischen Jung und Alt

Anerkennung erhielt auch das Engagement der rund 300 Ehrenamtlichen, die an der Großveranstaltung beteiligt waren. Immer wieder betonten die Veranstalter auch die Wichtigkeit von Kinder- und Jugendarbeit, denn ohne diese würde es diverse Freizeitangebote nicht geben. Nach einer gemeinsamen Veranstaltung oder bei einer Kugel Eis, die bei dem heißen Wetter ein absolutes Muss ist, kamen die Besucherinnen und Besucher schnell ins Gespräch. Einige sind zum ersten mal hier und etwas aufgeregt. Für andere ist der Landesposaunentag ein Bestandteil ihrer Kindheitserrinerungen und sie kommen, wenn es zeitlich passt, immer wieder.

Ich spiele seit meiner Kindheit Trompete und liebe es hier alte Freunde und Bekannte wiederzutreffen.

sagte Besucher Valentin über den Landesposaunentag

Stefanie Meier spielt Trompete.
Charlotte Mühlhan
Stefanie Meier kann trotz ihrer Prothese Trompete spielen.

Trotz Amputation zur Trompete

Ein weiterer Höhepunkt war das Jungbläserfestival, bei dem sich hunderte Kinder und Jugendliche versammelten. Sowohl der Nachwuchs als auch das ältere Publikum war beeindruckt von der Geschichte von Stefanie Meier. Die Schwäbin erzählte, wie sie trotz Amputation des Armes die Liebe zum Trompete spielen fand. Meier erkrankte im Alter von vier Jahren an einem seltenen Knochentumor. Sie besiegte die Krankheit, jedoch mussten ihr Oberarmknochen, ihr Schulterblatt und das Schlüsselbein entfernt werden. Als Jugendliche nahm ein Nachbar sie mit in den Posaunenchor. Gemeinsam probierten sie aus, welches Instrument das Mädchen trotz ihrer Einschränkung spielen kann. „Die Trompete hat ganz gut geklappt“, erinnert sich Meier. Das Spielen des Blechblasinstrumentes gelingt ihr mithilfe einer Art Ersatzschulter, die sie sich umschnürrt. Inmitten des Posaunenchor fällt nicht auf, dass Meier eine Prothese trägt. Vor allem den Kindern möchte die Dreifachmutter eine Botschaft mitgeben.

Egal welche Herausforderungen und Schicksalsschläge es im Leben gibt, es kommen auch immer wieder schöne Momente.

sagte Stefanie Meier

Krönender Abschluss mit dem größter Posaunenchor der Welt

Der krönende Abschluss des Landesposauntages findet bereits seit 1946 traditionell vor dem Ulmer Münster statt. In einem wahren Meer von Blechblasinstrumenten spielte der größte Posaunenchor der Welt vor dem höchsten Kirchturm der Welt. Zum Läuten der Münsterglocken reckten die Bläserinnen und Bläser ihre Instrumente in die Höhe. Ein Moment, der Erinnerungen bei Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hervorruft. Stand er doch einst selbst mit seinem Flügelhorn vorm Münster.

Dutzende Bläser recken ihr Instrument in den Himmel.
Evangelisches Jugendwerk in Württemberg (EJW)
Der traditionelle Instrumentengruß vor dem Ulmer Münster.

Kretschmann lobt Musik als Sprache der Einheit

Die Abschlussfeier ließ sich auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann nicht entgehen. In seiner Rede wies Kretschmann auf die einende Kraft der Musik hin, die als universelle Sprache von allen verstanden wird. Gleichzeitig machte er deutlich, dass gemeinsames Musizieren nur durch gemeinsame Anstrengung und Zusammenarbeit gelingen kann.

Was ist der Landesposaunentag?

Der Landesposaunentag ist eine musikalische Veranstaltung, die alle zwei Jahre vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg organisiert wird. Erstmalig fand das musikalische Fest 1901 in Esslingen statt. Seit 1946 dient zumeist Ulm als Veranstaltungsort.

Vorfreude auf das nächste Posaunenfest

Für das Veranstaltungsteam beginnen in einigen Monaten schon wieder die Planungen für den nächsten Landesposaunentag, der am 26. und 27. Juni 2027 stattfinden wird.

Das nächste Fest der Blechblasinstrumente wird auf jeden Fall ein ganz besonderes werden, da es mit dem 650. Jubiläum des Ulmer Münsters zusammenfällt.