Equal Pay Day

Stundenverdienst der Frauen 18 Prozent niedriger

Frauen haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr durchschnittlich 18 Prozent weniger pro Stunde verdient als Männer. Auch bei den Bonuszahlungen sind sie im Nachteil. Forscher, Arbeitgeber und Parteienvertreter riefen die Bundesregierung zum Handeln auf. Von epd

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UN Women Deutschland fordert zum Equal Pay Day am 6. März Maßnahmen gegen Lohndiskriminierung. In den vergangenen 20 Jahren habe sich die geschlechtsspezifische Lohnlücke kaum verändert.

Der Großteil der Verdienstlücke beruhe darauf, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird, teilte die Statistikbehörde anlässlich des Equal-Pay-Day mit. Eine wesentliche Ursache für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern ist nach Angaben der Statistiker darüber hinaus die höhere Teilzeitquote von Frauen. Während Männer 2023 im Monat 148 Stunden einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei Frauen nur 121 Stunden. Auch in der Erwerbsbeteiligung gebe es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Aktuelle Zahlen zur Erwerbstätigkeit aus dem Jahr 2022 zeigten, dass 73 Prozent aller Frauen einer bezahlten Arbeit nachgingen. Bei den Männern waren es 80,5 Prozent.

Für Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, ist der Gender-Pay-Gap auch das Ergebnis einer sehr unfairen Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit.

Das unzureichende und zudem unzuverlässige Betreuungsangebot in Kitas und Schulen verschärft die Situation zusätzlich und schafft keine guten Voraussetzungen für eine egalitäre Verteilung der Sorgearbeit.

 

Lohnlücke auf bei Bonuszahlungen


Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern existiert nach Berechnungen des Münchner ifo-Instituts in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch bei Bonuszahlungen, nicht nur beim Grundgehalt. In Deutschland bekommen Frauen bei Bonuszahlungen durchschnittlich 6,1 Prozent weniger, wie Analysen des ifo-Instituts und der Unternehmensberatung Mercer für über 270 Unternehmen in den drei Ländern zeigen. In Österreich beträgt die Lücke zwischen Männern und Frauen 7,2 Prozent. Die Unternehmen in der Schweiz zahlen Frauen durchschnittlich 5,2 Prozent weniger Bonus.

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Einen Großteil der Care-Arbeit machen noch immer Frauen.

Verschiedene Lösungsansätze


Die Linke erklärte, Frauen verbrächten mehr als doppelt so viel Zeit mit den Kindern als Männer. Arbeitszeitverkürzung und die Einführung einer 4-Tage-Woche wären "ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung". Gebraucht werde ein Entgeltgleichheitsgesetz, "das auch kontrolliert wird, damit es wirksam werden kann". Die FDP betonte, zur Entgeltgerechtigkeit gehörten auch faire Steuermodelle und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf:

Die bundesweite Umsetzung der Ganztagsschule und eine flächendeckende, gute frühkindliche Betreuung sind ebenfalls wichtige Bestandteile, um besonders Frauen berufliche Wahlfreiheit zu ermöglichen und letztlich die Erwerbstätigkeit von Frauen zu stärken.


Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) erklärte, bestehende Verdienstunterschiede müssten an ihrer Wurzel gepackt werden. "Noch immer sind Frauen seltener in MINT-Berufen tätig und häufiger in Branchen mit schlechteren Verdienstaussichten." Oft trage der Staat durch unterlassenes Handeln zur Verfestigung der Ursachen bei, hieß es: "Die Kritik an Lohnunterschieden von Männern und Frauen trifft daher vor allem ihn."

Der sogenannte Gender-Pay-Gap gilt als der zentrale Indikator für Verdienstungleichheit zwischen Frauen und Männern. Diese ist den Statistikern zufolge jedoch nicht nur auf Bruttostundenverdienste begrenzt. Auch Phasen der Teilzeitarbeit oder Zeiten ohne Erwerbstätigkeit wirken sich langfristig auf die Verdienste aus.

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Gleiche Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt fordert UN Women.

Die Vorsitzende von UN Women, Elke Ferner, nannte die geschlechtsspezifische Einkommenslücke "eine der größten Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft". Gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt, gleiche Teilhabe an Führungspositionen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssten Wirklichkeit werden, erklärte sie.
Unter anderem müsse ein Verbandsklagerecht die Lohndiskriminierung strukturell und für alle Betroffenen beenden. Das Steuer- und Sozialrecht müsse sich an einem Partnerschaftsmodell orientieren und nicht mehr am Ein-Ernährer-Modell, lautet eine weitere Forderung des in Bonn ansässigen Vereins. Dies betreffe insbesondere das Ehegattensplitting, Minijobs und die beitragsfreie Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung.