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Pfingstfest erklärt

Was wird an Pfingsten gefeiert?

Viele Menschen kennen die Bedeutung von Pfingsten nicht mehr. Vor allem Kinder wissen wenig über das Fest des Heiligen Geistes. Von Judith Kubitscheck (epd)

Das Foto zeigt eine weiße Taube mit ausgebreiteten Flügeln.
Unsplash/Douglas Warren Coetzer
An Pfingsten feiern Christen den Heiligen Geist – symbolisiert wird er durch eine Taube.

Pfingsten ist das drittwichtigste christliche Fest nach Ostern und Weihnachten. Und doch scheinen viele Menschen nicht genau zu wissen, was damit gefeiert wird. Schon Ende 2012 fragte das Emnid-Institut im Auftrag des evangelischen Monatsmagazins „chrismon“ in einer repräsentativen Umfrage nach der Bedeutung von Feiertagen. 92 Prozent der Befragten gaben an, die Bedeutung von Weihnachten und 86 Prozent die Bedeutung von Ostern zu kennen. Dass Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes ist, gaben allerdings nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten an zu wissen.

Deckenmalerei von Engeln, in der Mitte ist ein rundes Loch.
epd-bild/Manfred Schneider
Mittelalterliche Erklärungen: Die Öffnung im Mittelschiff der Kirche symbolisiert, dass der Heilige Geist an Pfingsten auf alle herunterkommt.

Pfingsten ist schwer verständlich

Laut dem Religionssoziologen Detlef Pollack ist Pfingsten zwar theologisch von hoher Bedeutung, etwa für die theologische Lehre von der Kirche, aber wenig anschaulich. „Weihnachten und Ostern sind mit der Lebensgeschichte Jesu verbunden. Was da geschehen ist, lässt sich eindrücklich erzählen, in Bildern symbolisieren und sinnlich verständlich machen.“ Ganz anders sei es bei dem rein geistlichen Geschehen zu Pfingsten, „das vielleicht die Herzen ergreift, aber ein Ereignis ist, das kaum gegenständlich fassbar ist, sagt der Seniorprofessor am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster.

Pfingsten hat ein Bildungsproblem

Julia Gerth vom Religionspädagogischen Institut der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck und Hessen-Nassau hat sich in ihrer Promotion mit dem Heiligen Geist und Pfingsten beschäftigt. Sie sieht in dem fehlenden Wissen über das Pfingstfest auch ein Bildungsproblem: So sei in den Curricula des evangelischen Religionsunterrichts in verschiedenen Bundesländern Pfingsten meistens kein eigenes, festgeschriebenes Thema. Es werde als Unterthema behandelt, wenn Schüler etwas über das Kirchenjahr oder die Entstehung des Christentums lernen.

Auch in Schulbüchern werde Pfingsten oft ausgeklammert, sagt Gerth. Weihnachten oder Ostern könnten dagegen nicht so leicht unter den Tisch fallen, denn ohne die Auferstehung Jesu und damit Ostern zu behandeln, sei Religion zu unterrichten schwierig.

Es kann sein, dass Kinder und Jugendliche bis zur zehnten Klasse den Religionsunterricht besuchen, ohne etwas von Pfingsten gehört zu haben – einfach, weil die Lehrerin oder der Lehrer andere Schwerpunkte gesetzt hat.

sagt Julia Gerth

Christliche Bildung wird wissenschaftlich untersucht

Friedrich Schweitzer, Seniorprofessor für Praktische Theologie an der Universität Tübingen, ist an einer noch nicht veröffentlichten Untersuchung beteiligt, in der Viertklässler im evangelischen Religionsunterricht in fünf Bundesländern befragt wurden. Hier zeigt sich ebenfalls, dass Pfingsten wenig bekannt ist: Jeweils mehr als zwei Drittel der Befragten konnten die christlichen Feste Weihnachten, Himmelfahrt und Erntedank erläuternPfingsten war hingegen nur sieben Prozent der Befragten ein Begriff. Am Ende des vierten Schuljahres nimmt das Wissen zum Christentum laut der Untersuchung zu, aber immer noch nur knapp ein Drittel der Befragten wisse um die inhaltliche Bedeutung des Pfingstfestes.

Pfingsten als „Geburtstag der Kirche”

Für säkulare Menschen sei die gängige Erklärung wenig hilfreich, dass Pfingsten „der Geburtstag der Kirche“ ist, sagt Schweitzer. „Leute, die Kirche nicht wichtig finden, haben wenig Lust, ihren Geburtstag zu feiern.“ Stattdessen könne man erklären, dass Menschen an Pfingsten durch Gottes Geist Lebensfreude und Lebenskraft finden. „In einer Zeit, in der viele an Burn-out leiden, könnte dies eine attraktive und lebensrelevante Erklärung für das Pfingstfest sein.“

Gerth rät, das Pfingstfest im Unterricht beispielsweise so zu erklären, dass die Christinnen und Christen damals „Feuer und Flamme“ für ihren Glauben waren und diesen öffentlich bekundeten. Dass sie dafür Mut bekamen, hätten diese auf das Pfingsterlebnis zurückgeführt. Anschließend könnten die jungen Menschen gefragt werden, wofür sie brennen und was ihnen so wichtig sei, dass sie dafür auf die Straße gehen würden.

Pfingsten in leichter Sprache erklärt

Wie Pfingsten verständlich erklärt werden kann, zeigt auch die „Leichte Sprache“, die Texte barrierefrei formulieren möchte. So heißt es zum Beispiel auf der Internetseite des Bistums Essen: „Jesus sendet seinen Freunden einen Helfer. Den Heiligen Geist. Den Heiligen Geist kann man nicht sehen, aber er ist da. Der Heilige Geist wirkt in uns, wenn wir ihn darum bitten.”

Bunte Luftballons die zusammengebunden sind, fliegen Richtung blauen Himmel
Unsplash/Ankush Minda
Pfingsten einfach erklärt: Luftballons als Symbol für den Heiligen Geist.

In einem dazugehörigen Video zeigt Joachim Derichs, Seelsorger im Essener Franz Sales Haus für Menschen mit Behinderung einen Luftballon und sagt:

Das Gas in dem Luftballon kann man nicht sehen und auch den Heiligen Geist hat noch niemand gesehen. Aber viele Menschen sagen, er ist da, er ist in mir, er wirkt in mir.

sagt Seelsorger Joachim Derichs in einem Video

5 Fakten zu Pfingsten

Wieso feiern Christen Pfingsten?

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes: Gott schenkt seinen Geist nicht einzelnen Auserwählten, sondern jedem und jeder Gläubigen. Ein beliebtes Symbol für den Heiligen Geist ist die Taube. Pfingsten gilt als „Geburtstag der Kirche“ und ist ein Symbol für Kreativität und Neuanfang.

Woher kommt das Wort Pfingsten?

Es geht auf das griechische Wort „pentekoste“ („der Fünfzigste“) zurück, weil das Pfingstfest seit Ende des vierten Jahrhunderts 50 Tage nach Ostern gefeiert wird.  Mit Pfingsten endet die österliche Festzeit.

Was steht in der Bibel zu Pfingsten?

50 Tage nach dem Tod Jesu am Kreuz sitzen seine Jünger in Jerusalem zusammen, als plötzlich ein Brausen vom Himmel kommt und ein gewaltiger Wind das Haus erfüllt: „Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen." Menschen aus unterschiedlichen Nationen hören die Jünger in ihrer jeweiligen Muttersprache predigen. Das ist das Pfingstwunder.

Warum gilt Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche?

Petrus ruft in der Pfingstgeschichte die Menschen in Jerusalem dazu auf, sich auf den Namen Jesu Christi taufen zu lassen. Rund 3.000 Menschen folgen dem Aufruf an diesem Tag. Die erste christliche Gemeinde ist geboren - und mit ihr eine Religion, die sich in der Welt verbreitet. „Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte", heißt es über die Urgemeinde.

Warum ist der Pfingstmontag frei?

Die drei zentralen christlichen Feste werden in Deutschland „doppelt“ gefeiert: der zweite Weihnachtsfeiertag, Ostermontag und Pfingstmontag verlängern den eigentlichen Festtag und betonen die Wichtigkeit.