Der Autor Florian Sedmak stellt es gleich im Vorwort klar: Seine 40 Kurzkapitel umfassenden Momentaufnahmen aus den topografischen Verortungen im Leben des Anton Bruckner erheben keinen Anspruch auf lupenreine wissenschaftliche Akribie.
Dennoch – alles ist solide recherchiert. Und wir reisen mit dem „oberösterreichischen Dickschädel“, als den der heuer 200-Jährige sich selbst bezeichnete, fernab der Metropole Wien, wo man ihm lange das Künstlerleben schwer machte, zu den mehr als 30 Orten seiner engeren Heimat. Diese hat er einmalig oder mehrfach besucht, bespielt und geprägt.
Wir lernen ihn kennen in seiner bodenständigen Herkunft mit ziemlich schlechten Manieren, als begnadeten Improvisator, der an der Orgel die Zeit vergaß, als eifrigen und glücklosen Heiratsantragsteller gegenüber viel zu jungen Frauen und als beliebten Hochschullehrer. Er konnte ungeheure Massen von Kaffee, Bier und deftigen Speisen konsumieren, war in viel zu weiten Anzügen stets unpassend gekleidet und verhielt sich gegen Obrigkeiten aufmüpfig.
Florian Sedmak versammelt unzählige Anekdoten, die er kritisch betrachtet, sowie kompositorische Fixpunkte. Dazu gibt es Hörbeispiele, die meist per QR-Code abrufbar sind.
Mit einem Wort: Die kurzweilige und trotz aller Seriosität humorvolle Zeitreise durch das spätromantische Oberösterreich bringt uns den Menschen wie das Genie Bruckner womöglich näher als jeder wissenschaftliche Diskurs. Man muss ihn nicht in allen Facetten lieben. Aber er wird einem nicht so rasch aus dem Kopf gehen.