Sein Buch vermittelt bespielsweise, warum bei uns der Storch die Babys bringt: Das hebräische Wort für diesen Vogel, „chasida“, hat denselben Wortstamm wie „chäsäd“ (Gnade, Gunst, Liebe, Treue). Störche gelten als aufopferungsvolle Brutpfleger und damit einerseits als Vorbild für menschliche Eltern, andererseits als Symbol für die Liebe und Treue Gottes zu den Menschen. Jedes der Kapitel enthält einen Aha-Effekt, jedes vertieft anhand eines Wortes den Bezug zu jüdischem und christlichem Denken.
Bräuning erklärt, woher der „Pleitegeier“ kommt, warum die Eidechse ein „Krafttier“ ist und wie menschlicher Fleiß und göttlicher Segen im Horizont der Juden zusammenwirken. Außerdem erläutert er, dass fromme Menschen in der Bibel angesichts des Niederschmetternden in dieser Welt Gott durchaus anklagen durften.
In die Tiefe geht der Theologe auch beim Titelwort „Shalom“. Die Übersetzung „Friede“ wirkt geradezu oberflächlich angesichts der vielen Dimensionen des Begriffs. Bräuning übersetzt „genug haben“ und bringt damit zum Ausdruck, dass der Mensch einen umfassenden Frieden erlebt, wenn er sich nicht zu kurz gekommen fühlt, sondern zufrieden und befriedigt ist. Das macht dieses hebräische Wort für moderne, durch Kriege und gesellschaftliche Spaltung geprägte Zeiten interessant.