Da der Vater der Jungs beruflich im Ausland unterwegs ist, die Mutter in Vollzeit als Krankenschwester arbeitet, weil dann auch noch das Häuschen auf dem Dorf, in das sie gerade gezogen sind, abbezahlt sein will und sich auf dem Land keine Betreuung für Mo findet, hat der junge Karl gefühlt „Sieben Tage Mo“-Verantwortung.
Der renommierte Kinderbuchautor Oliver Scherz erzählt mit großem Einfühlungsvermögen so vergnüglich wie berührend von dem ungleichen Brüderpaar. Manchmal machen sie wie alle Buben dieses Alters zusammen Quatsch und lassen etwa die Kälber des Bauern nebenan ins Freie. So etwas geht stets von Mo aus, der unbeirrt seinen spontanen Ideen folgt. Karl beneidet ihn gelegentlich um seine Unbefangenheit und seine herzerfrischende Direktheit. Er liebt Mo. Dann wieder sehnt er sich danach, frei zu sein, zum Bolzplatz zu gehen oder mit Nida, die ihm gefällt, etwas zu unternehmen.
Philip Waechters strichelige Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind liebenswert und treffen die Atmosphäre perfekt. Ein fein geschriebenes, empathisches und oft lustiges Buch, das kleine Leser entzücken dürfte und große Leser auch mal nach Luft schnappen lässt. Und zum Glück findet die Mama den richtigen Zugang zu Karl, als dessen Überforderung das fragile Familiengleichgewicht ins Schwanken zu bringen droht.