Buchtipp: „Die Orgelbauerin“ von Martin Meyer

Eine Frau geht ihren Weg

In einer Zeit, als Frauen noch großer Beschränkungen ausgesetzt waren, möchte Paula Orgelbauerin werden. Ihr Vater verbietet das, doch Paula nimmt ihr Glück in die eigene Hand.
Von Waltraud Günther

Buchcover "die Orgelbauerin" Buchtipps
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Martin Meyer: Die Orgelbauerin, Gmeiner Verlag 2024, 320 Seiten, 18 Euro.

Martin Meyer nimmt uns in seinem Roman mit in die 1920er-Jahre, in die Zeit der Weimarer Re­publik, der Wirtschaftskrise und in die Beschränkungen, denen Frauen damals ausgesetzt waren. So bleibt Paula, der Tochter des Orgelbauers Bertram, ihr Berufswunsch Orgelbauerin verwehrt.

Eine Frau in der Ausbildung, das verbieten die Vorschriften der Kammer; auch ist es für ihren strengen Vater undenkbar, dass Frauen in diesen Männerberuf eindringen. Für ihn kommt einzig Sohn Maximilian als Nachfolger in Frage, obwohl dieser durch seine Kriegsverletzung beeinträchtigt ist. Ein Streit zwischen ihrem Vater und seinem Gesellen Hans erweist sich für Paula als Glücksfall: Gründet dieser doch eine eigene Orgelbauwerkstatt und Paula kann dort eine Lehre als Tischlerin absolvieren. In der Fremde zeigt sich, wie begabt Paula ist. Sie kann ihr Talent ausleben und Lippen- und Zungenpfeifen, Blasebälge und Klaviaturen bauen. Und trotz aller Widrigkeiten das Orgelspielen erlernen.

Mehr und mehr brechen den Orgelbauern die Aufträge weg. Hans hält sich mit der Pflege und Erhaltung  alter und wertvoller Barockinstrumente notdürftig über Wasser, während der Orgelbaubetrieb Bertram bald am Rande des Ruins steht. Erst jetzt finden Paulas Ratschläge zu Hause Gehör. Bei der Lektüre wird schnell deutlich, dass der Autor Orgeln und Orgelmusik liebt. Der Pfarrerssohn ist von Hause aus Jurist, spielt aber, wie er im Nachwort verrät, im Nebenamt Orgel und Posaune. Kein Wunder, dass im Roman bekannte Orgeln in die Handlung eingebunden wurden.

Das Buch erhalten Sie über den neuen Gemeindeblatt-Onlineshop oder beim Gemeindeblatt-Leserservice unter 0711 60100-28.