Buchtipp: „Der Bademeister ohne Himmel“ von Petra Pellini

Einfühlsam und hintergründig

Mit einer heiter-melancholischen Geschichte holt Petra Pellini ihre Leserschaft in die Welt derer, die Menschen mit Demenz pflegen. Von Brigitte Scheiffele

Buchcover "Der Bademeister ohne Himmel" Buchtipps
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Petra Pellini: Der Bademeister ohne Himmel. Rowohlt 2024, 320 Seiten, 23 Euro.

Dreimal pro Woche verbringt die 15-jährige Linda einen Nachmittag bei Hubert. Der 86-Jährige wird von einer polnischen Pflegerin betreut. Spielerisch und unbekümmert begegnet sie dem einstigen Bademeister bei fortschreitender Demenz und versucht, ihn im Leben zu halten.

Eigentlich will Linda selbst nicht mehr leben und teilt diesen Wunsch mit ihrem einzigen Freund Kevin. In der Beziehung zu Hubert spürt sie aber eine Sinnhaftigkeit bei wachsender Zuneigung. Vieles, was sie noch von ihrer Oma kennt, kann sie bei Hubert anwenden, der auch auf die Sprache der Großmutter reagiert: sei es auf den „goldenen Oktober“ oder die Aussicht auf „Schwarzmond“. Dass er jetzt Bälle fangen und Puzzleteile aneinanderfügen, tasten und riechen soll, empfindet sie als unwürdig. Ebenso, dass Hubert täglich nur die gleichen Wände und Menschen sieht.

Linda kämpft um Verbesserung, doch vieles wird mit der Zeit unwichtig. Irgendwann macht es Linda genauso wie Hubert: Sie wirft in ihren Geschichten alles in einen Topf, ob Menschen oder Ereignisse. Alle leben dabei und nie ist jemand gestorben. Es fehlt keiner, denn Hubert weiß nicht, wie alt er und wie jung Linda ist, ob Sommerferien sind oder Weihnachten. Ein Buch, das mit viel Wärme vom Erwachsenwerden und Vergessen erzählt, aber auch von einer ganz besonderen Freundschaft. Petra Pellini war lange in der Pflege demenzkranker Menschen tätig.

Das Buch erhalten Sie über den neuen Gemeindeblatt-Onlineshop oder beim Gemeindeblatt-Leserservice unter 0711 60100-28.