Alleinsein kann man wählen, etwa um innere Ruhe zu finden. Einsamkeit hingegen ereilt einen als Gefühl von mangelnder Zugehörigkeit und Verbundenheit. Stephanie Hecke beschreibt in ihrem bemerkenswerten, sehr vielschichtigen Sachbuch „Die stille Gefährtin – Einsamkeit verstehen und überwinden“ ein unterschätztes Phänomen, das uns als Individuen wie als Gesellschaft auf vielen Ebenen betrifft – bis hin zum Demokratieverständnis.
In drei Teilen mit kurzen, prägnant formulierten Sätzen geht es ihr zum einen darum, Einsamkeit zu verstehen, mit der nicht erst seit Pandemiezeiten vor allem sehr junge und sehr alte Menschen ringen – aber die Altersgruppen dazwischen eben auch – trotz möglicher Kontakte über die sozialen Medien. Berührende Beispielgeschichten aus dem Leben, vorwiegend von Menschen aus Stuttgart, zeigt der zweite Part, während der dritte Lösungsansätze entwirft wie etwa Fürsorgegemeinschaften bilden.
Der Autorin, württembergische Pfarrerin, die hier in einer diakonischen Einrichtung viel Erfahrung sammelte und inzwischen bei der Diakonie Deutschland in Berlin arbeitet, spürt man die Leidenschaft für den sozialen Dienst aus christlicher Nächstenliebe an. Zum Thema Armut als ein Grund greift sie Episoden aus der Bibel auf und transformiert sie in unser heutiges Leben. Als Quintessenz des klugen, sehr lesenswerten Buchs erweist sich, egal, ob man selbst betroffen ist oder bei anderen etwas ahnt: Es geht um Erkennen und Wahrnehmung. Reden hilft!