Buchtipp: „Der Wind kennt meinen Namen“ von Isabel Allende

Kinder sollten niemals aufhören zu träumen

Isabel Allende schreibt in ihrem neuen Roman über die Opfer, die Eltern bringen und deren Kinder große Widrigkeiten überleben, ohne die Hoffnung zu verlieren. Von Brigitte Scheiffele

Buchcover Isabel Allende "Der Wind kennt meinen Namen" Buchtipps
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Isabel Allende: Der Wind kennt meinen Namen. Suhrkamp 2024, 335 Seiten, 26 Euro.

Lesende benötigen etwas Zeit, um sich in die historische Saga von Isabel Allende einzufinden, die mit großen Zeitsprüngen arbeitet. Erzählt werden miteinander verwobene Lebensgeschich­ten von Menschen, die auf der Suche nach Familie, Heimat und einem menschenwürdigen Leben sind. Es sind berührende wie prägende Schicksale mit ungeheuerlichen Ereignissen. Alle beruhen auf wahren Erlebnissen. Kinder werden zu Opfern politischer Willkür, von Eltern getrennt, geschädigt, traumatisiert durch die Flucht.

In Wien ist Samuel Adler sechs Jahre alt, als sein Vater in der Pogromnacht 1938 verschwindet und die Familie alles verliert. Die verzweifelte Mutter verschafft ihrem Sohn einen Platz in einem Kindertransport nach England. Er hat nur Wechselkleidung und Geige dabei.

In Arizona steigen 2019 Anita Diaz und ihre Mutter in den Zug, um der Gewalt in El Salvador zu entkommen und in den Vereinigten Staaten Zuflucht zu finden. Bei ihrer Ankunft an der Grenze wird die siebenjährige Anita von ihrer Mutter getrennt und landet im Lager. Allein, verängstigt, weg von allem, was ihr vertraut ist, sucht das Mädchen ­Zuflucht in einer magischen Welt, die nur in seiner Fantasie existiert.

Es ist ein Buch über Opfer, die Eltern bringen, und eine Hommage an Kinder, die diese Widrigkeiten überleben und ihre Hoffnung nicht aufgeben. Mit der bewegenden und politisch brisanten Grundidee gibt Allende allen eine Stimme, die wegen politischer Willkür schlimmstes Leid erfahren.