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Buchtipp: „Die heilende Kraft der Musik“ von Claire Oppert

Lieber Schubert als Schmerzmittel

Die Cellistin Claire Oppert arbeitet als Musiktherapeutin mit an Alzheimer erkrankten Menschen, mit Autisten, Schwerstkranken und Sterbenden. Anhand zahlreicher Fallbeispiele beschreibt Oppert eindrücklich und spannend, welche Wirkungen sie mit ihrem Cellospiel bei diesen Patienten erzielt. Von Waltraud Günther

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Da ist die 62-jährige Madame B., die vollständig gelähmt und nur mit den Augen kommunizierend im Bett liegt. Und die jeden Donnerstag vor Freude weint, wenn Oppert ihr „Jesus bleibet meine Freude“ und andere Bach-Choräle vorspielt. Oder der vom Krebs gezeichnete 20-jährige Monsieur K., der sich Metal-Musik wünscht und dabei für eine Weile seine Schmerzen vergisst.

Oppert berichtet von Patienten, deren Puls und vor allem deren Verhalten sich normalisiert, während sie musiziert. Unter anderem berichtet sie von einem aggressiven Autisten, der lächelt, wenn sie ihm vorspielt.

Der Chefarzt der Palliativstation bringt ihre Methode auf die Formel: „Zehn Minuten Schubert ersetzen fünf Milligramm Schmerzmittel.“ Anhand vieler Beispiele beschreibt Oppelt, wie ihre „Schubert-Behandlung“ kranke Menschen berührt und stärkt.

Sie berichtet von der Dame auf der Palliativstation, die Puccinis Opernarie lächelnd mitsummt, bis zu den Patienten, deren Augen bei dem Cellospiel leuchten. Musik ist dabei, so Oppelt, Rhythmus, Freude, Erneuerung, Bewegung, Kraft und Erlösung. Wer schon einmal bei einer Zahnbehandlung das Glück hatte, seine Lieblingsmusik hören zu können, kann dies bestätigen. Das Buch ist eine Anerkennung der heilenden Kraft der Musik.