Buchtipp: „Martha und die Ihren“ von Lukas Hartmann

Von einer sehr beeindruckenden Frau

"Martha und die Ihren" erzählt die harte Lebensgeschichte von Martha, die von Schicksalsschlägen und Armut geprägt ist. Von Brigitte Scheiffele

Buchcover "Martha und die Ihren" Buchtipps
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Lukas Hartmann: Martha und die Ihren. Diogenes 2024, 304 Seiten, 25 Euro.

Die Lebensgeschichte von Martha startet in einem Schweizer Dorf in der Nähe von Bern. Anfang des 20. Jahrhunderts stirbt ihr Vater. Was die Mutter auf dem Hof um das alte Taglöhnerhaus erwirtschaftet, reicht für sie und sechs Kinder nicht aus. Sie weiß, man wird ihr die Kinder wegnehmen.

Als so genannte „Verdingkinder“ werden sie zu verschiedenen Bauernfamilien aus der Umgebung gebracht, müssen auf deren Hof schuften, wofür sie etwas Essen und eine Schlafstätte erhalten. Martha ist acht Jahre alt, gescheit und fleißig, aber scheu, wird dem Bauern berichtet. Dessen Familie überfordert sie mit Aufgaben bei viel zu wenig Essen. Als Martha einmal ihre Mutter in der Fabrik besucht, bittet diese aus Scham, sie nicht mehr „Mutter“ zu nennen und sie nicht mehr zu besuchen. Auch der Kontakt zu den Geschwistern ist kaum möglich. Doch Martha macht ihren Weg: Zunächst arbeitet sie in einer Spinnerei, heiratet einen Schuster, der aber früh verstirbt. Sie hat zwei Söhne und die Befürchtung, dass sich das Schicksal ihrer Mutter wiederholt.

Martha stellt sich aber dem Kampf gegen Schicksalsschläge und Armut, gelangt dann aus ärmlichsten Verhältnissen ohne Hilfe zu bescheidenem Wohlstand, doch sie arbeitet ohne Unterlass. Dabei ist sie hart zu sich und anderen. Lukas Hartmann hat aus der ergreifenden Geschichte seiner Großmutter einen bewegenden, fesselnden Familienroman über drei Generationen geschrieben, der demütig macht und einen Vergleich zur hohen Erwartungshaltung und den Lebensverhältnissen von Menschen im 21. Jahrhundert lohnt.

Dieses Buch erhalten Sie im Gemeindeblatt Onlineshop oder beim Gemeindeblatt-Leserservice unter 0711 60100-28.