Was hat der Rat der Religionen bewirkt
Was sich in diesen letzten fünf Jahren entwickelt hat, hat Frieder Leube auf dem Trauer-Treffen gesehen, nicht nur in der Regenschirm-Szene, sondern auch im gemeinsamen Gebet für Frieden, ungeachtet der unterschiedlichen Sicht auf den Gaza-Konflikt.
So etwas wäre vor fünf Jahren nicht möglich gewesen. Aber man hat sich mittlerweile so gut gekannt, dass man sich nicht aus dem Weg gegangen ist – wie es in anderen Städten geschehen ist.
sagt Frieder Leube
So gut sind inzwischen die Kontakte, dass die Israelitische Religionsgemeinschaft auch einen ungewöhnlichen Vertrauensbeweis gab. Der Rat trifft sich nämlich zu seinen Sitzungen reihum in den Gebäuden der verschiedenen Religionsgemeinschaften. Und so lud die israelitische Gemeinde auch zu sich ein. Klingt wieder banal – aber man muss wissen: Den Ort ihrer Zusammenkünfte halten sie aus Sicherheitsgründen geheim. Dass jetzt auch Muslime die Adresse kennen, setzt die Gemeinde einem potentiellen Risiko aus, das sie aber eingegangen ist.
Konflikte im Rat der Religionen Reutlingen
Natürlich gab es in all der Zeit nicht nur harmonische Momente. Schon inner-islamisch gibt es ja Gegensätze. Die traten auf, als ein islamisches Forum Mitglied werden wollte. Dieses wird aber der Gülen-Bewegung zugerechnet, die der türkische Staat für den gescheiterten Putsch verantwortlich macht. Und dieser Staat ist Vorgesetzter der Religionsbehörde Ditib, zu der eine Reutlinger Muslim-Gemeinde gehört.
Gülen und Ditib, das war also Feuer und Eis. Frieder Leube stattete unzählige Besuche ab, trank unzählige Tassen Tee, führte unzählige Gespräche. Der Mann hat Geduld und auch das Ansehen eines honorigen Vermittlers: „Ohne Beziehungsarbeit ist interkulturelle religiöse Arbeit nicht möglich.“ Am Ende stand ein Kompromiss: Das Forum ist, weil ein Verein, nicht Mitglied im Rat, aber wird in einzelne Veranstaltungen eingebunden.