Auf dem Couchtisch glänzt es. Inge Burkhardt (77) hat Schmuck wie Ohrringe, Anhänger und Ketten, Kerzenhalter, Dekorationsartikel und einen Aufsteller für Handys ausgebreitet. Hergestellt aus gespendetem, altem Silberbesteck, werden die Produkte verkauft auf Künstlermärkten und in einigen festen Läden wie einem Blumengeschäft, einer Buchhandlung in Horb und in einem Café. Der Erlös kommt der Tübinger Kinderklinik zugute. Seit Burkhardt zusammen mit Margret Schwarz (75) vor acht Jahren damit angefangen hat, sind schon 56 000 Euro zusammengekommen.
Uns liegen die kranken Kinder am Herzen
Inge Burkhardt
Die 77-Jährige aus Aidlingen-Deufringen hat beruflich bei Daimler in der Produktion gearbeitet und engagiert sich seit sie in Rente ist, verstärkt ehrenamtlich. Der christliche Glaube prägt sie. „Jeder, der kann, sollte mehr für andere Menschen machen“, sagt Burkhardt über ihre christliche Motivation.
Seit ein Nachbarskind schwer krank war und in der Tübinger Kinderklinik gut versorgt wurde, unterstützen Burkhardt und Schwarz diese. Sie möchten, dass die Behandlungsmöglichkeiten, aber auch die Nachsorge für kleine Patienten mit ihren Spenden verbessert werden. „Wir haben uns auf einem Hobbykünstlermarkt kennengelernt“, berichtet Burkhardt. Sie produziert schon einmal einen aufwendigen Kerzenständer, kümmert sich aber vor allem um das Material und schreibt Dankesbriefe an die Spender, denen sie jeweils ein selbst hergestelltes Herzchen aus Stoff beilegt.
Schwarz hat die kreativen Ideen und fertigt auf dem Amboss besonders gerne Schmuckstücke. Immer schwieriger gestaltet sich hingegen, an Material zu kommen.
Die Leute haben kaum noch Silberbesteck daheim, das will heute keiner mehr
Inge Burkhardt
Margret Schwarz hingegen hatte schon immer ein Faible für Silberbesteck. Sie erbte ein solches von ihrer Mutter und kaufte weitere Stücke dazu. Immer an Festtagen kommt es auf den Tisch. „In vielen Haushalten schlummern die silbernen Gabeln, Messer und Löffel allerdings ungenutzt in der Schublade“, sagt Burkhardt.
Als Schmuck haben die nicht genutzten Gegenstände ein „Vielfaches“ an Wert. „Der Silberpreis ist seit Jahren niedrig“, sagt Burkhardt. Je besser die Qualität, desto leichter sei es zu biegen. In Zeitungen schaltet sie immer wieder Suchanzeigen. „Es darf aber nicht zu viel kosten, sonst rentiert es sich nicht mehr“, sagt Burkhardt. Außerdem durchstöbert sie im Internet die Kleinanzeigen.
Kürzlich ist sie wieder fündig geworden und hat die „Verhandlungsbasis“ beim Preis auf null Euro gedrückt.
Oft wird das Silberbesteck als Schrott gesehen, und wenn ich erkläre, was wir damit machen, bekommen wir es kostenlos
Inge Burkhardt