Prälatur Reutlingen

Inklusion als Menschenrecht

NEUHENGSTETT (Dekanat Calw-Nagold) – Diakon Götz Kanzleiter, Referent im Diakonischen Werk Württemberg, will Kirchengemeinden motivieren, Schritte der Inklusion zu gehen. Ein Beispiel aus dem Heckengäu. Von Peter Heinrich

Menschen sitzen auf Stühlen in einem Büro zusammen, eine Frau sitzt im Rollstuhl Reutlingen
Unsplash+/Getty Images

Was ist Inklusion?

Für Diakon Götz Kanzleiter, Referent im Diakonischen Werk Württemberg, bedeutet Inklusion, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, ihrer Herkunft oder anderen Unterschieden, gleichberechtigt und vollständig in allen gesellschaftlichen Bereichen teilhaben können. Es geht darum, Barrieren abzubauen und eine Umgebung zu schaffen, in der jeder Mensch willkommen ist und sich einbringen kann.

Gruppe von älteren Menschen steht im Halbkreis
Pressebild/Werner Schlecht
Diakon Götz Kanzleiter (rechts) im Austausch mit der Gemeinde im Heckengäu zum Thema Integration.

Der Unterschied zwischen Inklusion und Integration

Integration hingegen bedeutet, Menschen, die als „anders“ wahrgenommen werden, in bestehende Strukturen einzugliedern. Der Unterschied liege darin, so Kanzleiter, dass bei der Integration die Anpassung an die bestehende Gesellschaft im Vordergrund steht, während bei der Inklusion die Gesellschaft so gestaltet wird, dass sie von vornherein für alle zugänglich ist. „Inklusion ist die Weiterentwicklung von Integration“, lautet seine These. Überdies sei Inklusion keine nette Geste, sondern Menschenrecht, wie die UN-Behindertenrechtskonvention festgestellt hat.

Wir sollten uns ein Beispiel an Jesus nehmen

sagt Götz Kanzleiter

Jesus ging an die Hecken und Zäune, er heilte Aussätzige, gab der Ehebrecherin eine Perspektive, hatte Tischgemeinschaft mit Zöllnern, Armen und Ausgegrenzten, er sucht die verlorenen Schafe.

Ausgrenzung heutzutage

Dabei sei zu fragen, wer denn heute die Ausgegrenzten sind, die nicht in die kirchlichen Angebote passen. „Die Beamten vom Zoll am Flughafen Stuttgart sind als Zöllner bestimmt nicht gemeint.“ Aber alleinerziehende Mütter und Väter, Singles, Menschen mit geringem Einkommen, Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen sowie queere Personen fänden nur selten den Weg in die Gottesdienste und Kreise der Gemeinden.

So gelingt Inklusion heute

Natürlich gebe es auch Ausnahmen und positive Beispiele. Davon konnte Tobias Weber berichten, der vor 20 Jahren als Rollstuhlfahrer auf einer Freizeit des Jugendwerkes mit dabei war und dort Freundschaften geschlossen hat, die bis heute halten. „Wichtig für gelingende Inklusion“, erklärt der Diakon, „sind ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende, die bereit sind, sich auf neue, ungewohnte und grenzüberschreitende Situationen einzulassen.“

Den Vortrag hielt Götz Kanzleiter am Diakoniesonntag in der Kirchengemeinde Heckengäu (dazu gehören Althengstett, Neuhengstett, Ottenbronn, Ostelsheim und Simmozheim). 

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