Direkt zum Inhalt
Prälatur Reutlingen

Kirchen per Fahrrad entdecken

AFFSTÄTT (Dekanat Herrenberg) – Gerhard Strubbe ist Kirchengemeinderat und begeisterter Fahrradfahrer. Er bietet eine geführte Radtour zu den Kirchen seiner Heimat rund um Herrenberg an. Von Wolfgang Albers

Zwei Fahrradfahrer fahren über ein Feld. Im Hintergrund sind Berge zu sehen. Reutlingen
Foto: Wolfgang Albers
Moderate Steigungen: Die Tour zu den Kirchen am Schönbuchrand ist für alle Radfahrer möglich.

„Warum fahrt Ihr eigentlich in den Urlaub? Ihr habt es doch so schön vor eurer Haustür!“ Gerhard Strubbe wird das manchmal gefragt. Er ist Leiter der Ortsgruppe Herrenberg des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Und macht dabei auch Touren mit Gästen im Oberen Gäu.

Das Obere Gäu per Fahrrad entdecken

Tolles Biker-Terrain, keine Frage. Fahrradwege und ruhige Neben­straßen, eine weite Landschaft, die nicht nur den Rädern Auslauf bietet, ­sondern auch den Blicken: Hinüber zum Schönbuchrand, an den Horizont zur Schwäbischen Alb, Richtung Schwarzwald. Und über die Dörfer im Ammertal, aus denen die Kirchtürme hervorspitzen.

Die erste Tour zu den vier Kirchen

Gerhard Strubbe in einer neonfarbenen Jacke
Foto: Wolfgang Albers
Gerhard Strubbe gibt Führungen auf dem Fahrrad.

Die kennen viele Fahrrad-Fahrende, wenn sie auf ihren Touren daran vorbei radeln. Aber ihr Inneres ist deutlich unbekannter – schon weil spontanen Besichtigungswünschen zugesperrte Türen entgegenstehen. Hier kommt Gerhard Strubbes zweites Amt ins Spiel. Er ist auch Vor­sitzender des Kirchengemeinderates seines Heimatdorfes Affstätt. Und deshalb hat er eine besondere Fahrradtour gestartet – zu einigen Kirchen rund um Herrenberg: „Es sind Leuchttürme unserer christlichen Kultur, sie geben uns Orientierung und den Orten ein unverwechsel­bares Profil – aber man kennt sie, abgesehen von der Kirche der Heimatgemeinde, selten von innen.“ So bot Gerhard Strubbe eine Radtour zu vier Kirchen an: „Beide Themen ­haben mich bewegt: Da kann man mehr draus machen.“

Ein Angebot, das einen Bedarf traf. Als Gerhard Strubbe im Sommer ­losradelte, hatte er 35 Interessierte im Gefolge. Und einiges organisiert – die Kirchen sollten ja nicht nur ­offen sein, sondern auch gut erklärt werden.

Das übernahmen die Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort – und wie: „Es war schön, mit welcher Begeisterung die Pfarrer die Kirchen vorgestellt haben“, sagt Gerhard Strubbe. „Das war eine gute Außenwirkung.“

Wehrkirchen, Orgeln und Wimmelbild: Die Vielfalt der Kirchen

Aber es gab ja auch einiges zu erzählen, bieten die Kirchen doch Inte­ressantes aus allen Epochen. Teils sind es Wehrkirchen wie die Gültsteiner Kirche, verschanzt hinter ­einer Mauer. Teile der Kirche stammen noch aus ­romanischen Zeiten.

In Bondorf fesselte die Orgel aus dem Jahr 1768, in Oberjesingen dagegen ein modernes Wimmelbild – so nannte der Pfarrer das Altarbild von Rudolf Schäfer aus dem Jahr 1953. Figurenreich und mit leuchtenden Farben stellt es Jesus am Kreuz in den Mittelpunkt. Ein Neubau aus dem Jahr 1928 – einer Zeit, in der ein Kirchenbau eher ungewöhnlich war – ist die Affstätter Kirche. Sie hat einen heimeligen Innenraum und wird schon mal als Wohn­zimmer des Glaubens wahrgenommen. Und ist ein Zeichen der Eigenständigkeit der Kirchengemeinde, die Ende der 1990er-Jahre ihre eigene Pfarrstelle erhielt.

Die Kirchen besuchen in Zeiten des Wandels

Und hier bekommen diese Radtour und weitere, die noch folgen sollen – der Kirchen­bezirk Herrenberg hat immerhin 25 Kirchen –, eine aktuelle Note: Wer weiß denn schon, ob all diese Kirchen noch bestehen bleiben? In Zeiten, in denen Gemeinden zusammengelegt werden (Affstätt ist inzwischen mit Kuppingen vereinigt), Kirchen geschlossen oder sogar abgebrochen werden?

„Es ist nochmal eine Gelegenheit, die Kirchen zu zeigen – wer weiß, was aus ihnen wird.“ Wenn Gemeinden zusammengelegt werden, schade es ja nicht, sich auf diese Weise kennenzulernen: „Wir werden ja auch zusammenarbeiten müssen.“

Und es ist zudem eine andere Art, als Kirche aufzutreten, mit einem offeneren Angebot: „Es waren auch Menschen von außerhalb des Kirchen­bezirks dabei.“ Und das Feedback sei hervorragend gewesen: „Angekommen ist das Schöne, das Kirchen ausstrahlen. Und das Besondere, sich ihnen so zu nähern: Man ist in der Schöpfung, man ist in der Natur.“

Weitere Artikel aus der Prälatur Reutlingen