Die kennen viele Fahrrad-Fahrende, wenn sie auf ihren Touren daran vorbei radeln. Aber ihr Inneres ist deutlich unbekannter – schon weil spontanen Besichtigungswünschen zugesperrte Türen entgegenstehen. Hier kommt Gerhard Strubbes zweites Amt ins Spiel. Er ist auch Vorsitzender des Kirchengemeinderates seines Heimatdorfes Affstätt. Und deshalb hat er eine besondere Fahrradtour gestartet – zu einigen Kirchen rund um Herrenberg: „Es sind Leuchttürme unserer christlichen Kultur, sie geben uns Orientierung und den Orten ein unverwechselbares Profil – aber man kennt sie, abgesehen von der Kirche der Heimatgemeinde, selten von innen.“ So bot Gerhard Strubbe eine Radtour zu vier Kirchen an: „Beide Themen haben mich bewegt: Da kann man mehr draus machen.“
Ein Angebot, das einen Bedarf traf. Als Gerhard Strubbe im Sommer losradelte, hatte er 35 Interessierte im Gefolge. Und einiges organisiert – die Kirchen sollten ja nicht nur offen sein, sondern auch gut erklärt werden.
Das übernahmen die Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort – und wie: „Es war schön, mit welcher Begeisterung die Pfarrer die Kirchen vorgestellt haben“, sagt Gerhard Strubbe. „Das war eine gute Außenwirkung.“
Wehrkirchen, Orgeln und Wimmelbild: Die Vielfalt der Kirchen
Aber es gab ja auch einiges zu erzählen, bieten die Kirchen doch Interessantes aus allen Epochen. Teils sind es Wehrkirchen wie die Gültsteiner Kirche, verschanzt hinter einer Mauer. Teile der Kirche stammen noch aus romanischen Zeiten.
In Bondorf fesselte die Orgel aus dem Jahr 1768, in Oberjesingen dagegen ein modernes Wimmelbild – so nannte der Pfarrer das Altarbild von Rudolf Schäfer aus dem Jahr 1953. Figurenreich und mit leuchtenden Farben stellt es Jesus am Kreuz in den Mittelpunkt. Ein Neubau aus dem Jahr 1928 – einer Zeit, in der ein Kirchenbau eher ungewöhnlich war – ist die Affstätter Kirche. Sie hat einen heimeligen Innenraum und wird schon mal als Wohnzimmer des Glaubens wahrgenommen. Und ist ein Zeichen der Eigenständigkeit der Kirchengemeinde, die Ende der 1990er-Jahre ihre eigene Pfarrstelle erhielt.
Die Kirchen besuchen in Zeiten des Wandels
Und hier bekommen diese Radtour und weitere, die noch folgen sollen – der Kirchenbezirk Herrenberg hat immerhin 25 Kirchen –, eine aktuelle Note: Wer weiß denn schon, ob all diese Kirchen noch bestehen bleiben? In Zeiten, in denen Gemeinden zusammengelegt werden (Affstätt ist inzwischen mit Kuppingen vereinigt), Kirchen geschlossen oder sogar abgebrochen werden?
„Es ist nochmal eine Gelegenheit, die Kirchen zu zeigen – wer weiß, was aus ihnen wird.“ Wenn Gemeinden zusammengelegt werden, schade es ja nicht, sich auf diese Weise kennenzulernen: „Wir werden ja auch zusammenarbeiten müssen.“
Und es ist zudem eine andere Art, als Kirche aufzutreten, mit einem offeneren Angebot: „Es waren auch Menschen von außerhalb des Kirchenbezirks dabei.“ Und das Feedback sei hervorragend gewesen: „Angekommen ist das Schöne, das Kirchen ausstrahlen. Und das Besondere, sich ihnen so zu nähern: Man ist in der Schöpfung, man ist in der Natur.“