Unten rumpeln noch die Bagger, oben machen die Bewohner schon Gymnastik. Das Wiedenhöfer-Stift in Herrenberg ist inzwischen in Betrieb gegangen – ein großer weißer Kubus, das Heim für 90 Menschen, die Pflege benötigen. Es ist ein Neubau der Evangelischen Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal – und im Grunde das Althergebrachte: nämlich diakonischer Dienst, der sich diese Schwesternschaft seit 1913 widmet. Damals wurde hier in Herrenberg der „Verband für besoldete Krankenpflegerinnen von christlicher Gesinnung“ gegründet.
Unter anderem gab es den Zusammenschluss mit der Korntaler Schwesternschaft. Sehr summarisch aber lässt sich sagen: Dieser Verband (der jetzt die Rechtsform eines Vereins hat) ist eine feste Größe in der württembergischen Diakonie geworden. So gab es Zeiten, da lag die Pflege im Stuttgarter Robert Bosch Krankenhaus komplett in den Händen der Schwesternschaft, bis hinauf zur Direktorin.
Noch heute sind Schwestern dort, aber über die Jahre hat sich der Schwerpunkt verschoben: von der Kranken- zur Altenpflege. Auch, weil in unserer alternden Gesellschaft dafür immer mehr Bedarf besteht. Neun Pflegeheime leitet die Schwesternschaft.
Aber das ist heute ein Problem. Holz brennt nun mal gut – nach heutigen Bestimmungen fehlt etliches an Brandschutz. Zudem haben sich viele andere Bestimmungen geändert: So sind Doppelzimmer nicht mehr statthaft. Das Haus stand schlicht vor dem Verlust der Betriebserlaubnis. Ein Umbau, das zeigten die Kalkulationen, hätte die Schwesternschaft überfordert. Auch wenn es ein finanzieller Kraftakt war: Die Gemeinschaft entschloss sich zu einem Neubau. Weil Diakonie sozusagen die DNA der Schwesternschaft ist.
Möglich wurde das nur, weil der Grund ihr schon gehörte und weil der Verkauf einiger Wohnungen den finanziellen Grundstock schuf. So entstand das neue Wiedenhöfer-Stift, ein heller, freundlicher Bau, der besonderen Wert auf große Gemeinschaftsflächen legt. Die sind in einheitlichen Farben gehalten, bis hin zu den Möbeln, um den Bewohnerinnen und Bewohnern hier, manchmal durch Demenz eingeschränkt, optisch ein beruhigendes Gefühl zu geben, immer auf vertrautem Terrain zu sein.
Noch ist das Zukunftsmusik. Bis die letzten Bauten realisiert sind, wird es mindestens 2028 sein. Aber: Wenn man sieht, wie entschlossen die Schwesternschaft schon den Neubau des Pflegeheimes gestemmt hat, darf man voller Optimismus abwarten.