Diese räumlichen Möglichkeiten hat die Gemeinde mit viel Leben gefüllt. Eine Dokumentationswand berichtet von vielen Veranstaltungen und Begegnungen, vom Engagement für eine zweite Orgel oder den Blumenschmuck – dafür hat sich Gabriela Wagner eigens zur Ikebana-Meisterin ausbilden lassen.
Das ist eine hoch engagierte Gemeinde
sagt Jens Junginger.
Kirche ist hier sehr präsent, auch in der Ökumene – und das alles soll nicht mehr sein? Keine angenehme Aufgabe für Jens Junginger, der vielleicht den Vorteil hat, dass er erst seit 2018 in Sindelfingen ist – und daher unbefangener den Wandel angehen kann. Und der dafür motiviert ist: „Ich gestalte gerne Bewegung mit. Ich bin von der Grundstruktur her nicht konservativ.“
Denn die Goldberg-Idylle ist das eine – die Zahlen sind das andere. Längst vorbei die Zeiten, als hier 3300 Menschen zur Gemeinde gehörten. Und auch die jetzigen 1300 werden weniger werden: Der Goldberg ist längst ein Wohngebiet auch für andere Glaubensrichtungen geworden, und für die insgesamt 7700 evangelischen Christen in Sindelfingen rechnet man mit einem Abschmelzen auf 5000 im Jahr 2050.
Und dann sind da die in die Jahre gekommenen Gebäude. Auf dem Goldberg sind 750 000 Euro für Renovierungen nötig, im Sindelfinger Kirchenbezirk 5,5 Millionen Euro. In den Rücklagen sind aber nur 1,9 Millionen Euro, davon 100 000 für den Goldberg. Der Oberkirchenrat hat deshalb den Sindelfingern den Rat gegeben: Trennt euch von der Hälfte der Gebäude.
So sollte das dann auch auf dem Goldberg sein. Allein: Die Interessenten standen nicht gerade Schlange. Am Ende war es der Landkreis, der das Gelände möchte – aber das komplette. Hierhin will er mit seiner Sprachheilschule umziehen. Also lässt sich auch das Gemeindehaus nicht halten. Allerdings: Ganz ohne räumlichen Treffpunkt sollen die Goldberger nicht bleiben. In der Schule wird ein Raum für sie eingerichtet: „Mit kirchlichem Charakter, aber auch sonst vielfach nutzbar.“
Es ist diese Aussicht, die nach der Wahrnehmung von Jens Junginger die Emotionen beruhigt hat. Es wird schon fleißig geplant, wie der Raum gestaltet wird – für den Pfarrer ein Zeichen, dass die Gemeinde nach vorne schaut:
Da geschieht etwas Neues, aber in unserem Sinne, und da gehen wir mit.
sagt Jens Junginger
In eine Situation, die nach seiner Auffassung sich wieder mehr der Urgemeinde angleicht: „In seinen Anfängen hatte das Christentum auch keine Kirchen. Kirche wird dann nicht mehr erkennbar sein am Turm, sondern an dem, wie sie sich einbringt in die Stadt.“