Prälatur Ulm

Eine berührende Zeitreise

TETTNANG — Das Evangelische Jugendwerk Bezirk Ravensburg (ejw) lädt alle Interessierten bis Ostersonntag in den Tettnanger Ostergarten ein. Ein Besucherplan auf der Website gibt Auskunft über die Belegung

Jugendreferent Alexander Blümel sitzt zwischen Schülern. Im Hintergrund ist Jerusalem auf einem großen gemalten Bild zu sehen. Ulm
Foto: Barbara Waldvogel
Spannende Erzählungen aus den letzten Tagen im Leben Jesu. Die gemalten Häuser im Hintergrund sollen Jerusalem darstellen.

Etwa 30 vorwiegend ehrenamtliche Mitarbeitende bauten den Ostergarten auf und betreuen ihn seither. Dazu zählen: Führungen, Suppe kochen, Kuchen backen und Kaffee servieren im kleinen Bistro.

Das Angebot wird über Spenden finanziert und findet alle zwei Jahre stat

Ein Ostergarten – was ist das? Gelbe Osterglocken und vielleicht bunte Eier im Gras? Weit gefehlt. Im ejw-Ostergarten kann man die Leidensgeschichte Jesu bis zu seiner Auferstehung hautnah miterleben. Ein „Sehen, Hören und Schmecken“ verspricht Jugendreferent Alexander Blümel an diesem Nachmittag, als er die Klasse 6 der Realschule Tettnang und ihren Lehrer Albrecht Elser im Evangelischen Martin-Luther-Gemeindezentrum empfängt. Es geht ein Raunen durch die Reihen. Schmecken? Das können sich die Zwölfjährigen, die einen konfessionell kooperativen Religionsunterricht besuchen, kaum vorstellen. Auch als Blümel im Vorraum schlichte Kittel zum Überziehen empfiehlt, nehmen nur drei, vier Jungs der 18-köpfigen Gruppe das Angebot an. Schließlich weiß man ja nicht, was damit verbunden ist. Dann steht da noch ein Korb mit kleinen Steinen. Jeder kann daraus einen mit auf die biblische Zeitreise nehmen. Das lassen sich die Jungen und Mädchen nicht zweimal sagen und greifen zu.

Jeder Stein steht symbolisch dafür, was euch belastet

sagt Jugendreferent Alexander Blümel

Dann geht es in den ersten Raum: An den Wänden ist eine mediterrane Stadt aufgemalt. Weiße Häuser, braune Hügel und Palmen. Ein Pappesel lehnt an der Wand. „Das ist Jerusalem“, erklärt Blümel und berichtet vom umjubelten Einzug Jesu in die Stadt. Dann kommen die Kittel zum Einsatz. Vom Tonband erklingen Hosianna-Rufe.

Zieht sie aus und legt sie auf den Boden, so wie es die Menschen damals gemacht haben. Jesus  sollte nicht durch Staub und Schmutz reiten. Der Weg sollte ihm wie einem König bereitet werden weil die Menschen hoffen, dass Jesus sie vom Joch der Römer befreit.

sagt Alexander Blümel

Nächste Station: Ungesäuertes Brot, Wein, Petersilie, Meerrettich, Lammknochen und ein Ei liegen bereit als Symbole für das Passahfest, das an den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Die jungen Gäste hören aufmerksam zu. Als Mitarbeiter Elias Magenreuter in der Rolle eines Königs wie Jesus das Brot bricht und verteilt, ist es andächtig still im Raum. Man feiert Abendmahl. Diese Szene soll deutlich machen, dass Jesus der König ist, uns aber hier wie ein Diener begegnet.

 

Foto: Barbara Waldvogel
Elias Magenreuter bricht das Brot und feiert mit den Schülerinnen und Schülern Abendmahl.

Nach dieser feierlich-freundlichen Szene wird es allerdings dunkel. Die Schülerinnen und Schüler betreten den Garten Gethsemane, nur drei Laternen beleuchten den Raum. Sie stehen für die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes, die Jesus begleiten, aber immer wieder einschlafen. Als Stimme aus dem Off ist Jesus zu hören, wie er mit seinem Vater im Himmel in Todesangst ringt. „Die Nacht ist so dunkel wie mein Inneres“, klagt er. Die Gruppe hört gespannt zu. Im Nachgespräch bezeichnen manche diesen Raum als besonders berührend.

Es hat aber auch schon Besucher gegeben, die diese Dunkelheit und Enge nicht ertragen und die Zeitreise abbrechen mussten

erklärt Alexander Blümel

Das ist dieses Mal nicht der Fall, und so geht es weiter in den Hof des Hohen Priesters, wo Petrus Jesus dreimal verleugnet – dann kräht der Hahn.

Die Verhandlung vor Pontius Pilatus ist wohl eine der bedrückendsten Szenen in diesem Parcours. Obwohl lediglich ein erhöhter Thronsessel, das römische Hoheitszeichen S.P.Q.R. und viel Kerzenlicht den Saal des römischen Statthalters darstellen, verfehlt diese Installation ihre Wirkung nicht. Ein Mann, dessen Reich erklärtermaßen nicht von dieser Welt ist, wird von einer irdischen Macht verurteilt. „Kreuziget ihn!“ schallt durch den Raum.

Am Kreuz im nächsten Raum kann man den Stein ablegen – und damit auch seine Ängste, Nöte und Sorgen. „Jesus macht uns frei von allem, was uns belastet“, so Blümel. Weiter geht es zum Felsengrab, der Stein ist weggerollt – und jetzt stehen die jungen Menschen wirklich in der totalen Dunkelheit. Dann leuchtet der Schriftzug auf: „Er ist nicht hier.“ Aus diesem Dunkel öffnet sich der Weg ins Helle: „Jesus ist auferstanden“, verkündet Blümel und schließt mit seinem Bekenntnis:

Für mich ist diese Botschaft die beste der Welt.

 

Nach diesem Gang durch so viel Dunkelheit und Bedrängnis endet der Parcours in der Oase. Ein Bächlein plätschert, Sessel laden zum Ausruhen und Besinnen ein. Man kann seine Eindrücke schriftlich festhalten, ein Gebet aufschreiben oder einfach ein Kreuz basteln.

Der Ostergarten findet noch bis Ostersonntag statt. Anmeldung unter Telefon 0176-30126633 oder E-Mail ostergarten@ejw-rv.de

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