Immer wenn ein Regenbogen am Himmel steht, halte ich inne. Seit meiner Kindheit ist das schon so. Unsere Eltern haben uns immer aufmerksam gemacht auf das Farbenspektakel am Firmament. Und sie haben uns die alte Geschichte von der Arche Noah erzählt, von der großen Flut und der noch größeren Errettung der Tiere. Und dass Gott gewollt hat, dass seine Schöpfung nicht untergeht. Das habe er mit dem Setzen des Bogens an den Himmel quasi besiegelt und gesagt: „Solange die Erde stet, sollen nicht aufhören: Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht!“
Ich kann mich noch gut erinnern, als sich wieder einmal nach einem großen Regen ein wunderbarer Regenbogen über unser Dorf gewölbt hat und unsere beiden Kinder auf die verrückte Idee kamen, wir sollten doch augenblicklich mit dem Auto starten und unter dem Regenbogen hindurch fahren. Sie haben mich so lange bedrängt, bis ich tatsächlich unvernünftig und verwegen mit ihnen gestartet bin. „Schneller, Schneller!“ haben sie hinter mir gerufen. Es hat gedauert, bis wir endlich einsehen mussten, dass es einfach unmöglich ist, ihn einzuholen. Er war und blieb einfach immerzu vor uns und war uns uneinholbar voraus. Spaß hat es trotzdem gemacht. Und auf dem Heimweg habe ich zu den Kindern gesagt, dass der Regenbogen eigentlich Gottes große Autogrammstunde ist. Staunend haben sie mir zugehört, als ich die Geschichte von der Arche erzählte und dass Gott mit dem Zeichen des Regenbogens am Himmel uns immer wieder daran erinnern will, dass er sein Versprechen hält und seine Schöpfung bewahrt. Das ist lange her.
Seitdem habe ich ein ganzes Leben lang Gottes unermüdliches Versprechen bestaunt und immer öfter den Atem angehalten, ob es wirklich Bestand hat trotz unseres unverantwortlichen Umgangs mit seiner Schöpfung. Denn noch immer leben und handeln wir ja so, als hätten wir eine zweite Erde als Ersatz im Kofferraum. Unser Schöpfungsauftrag, diese uns anvertraute Welt zu bebauen und zu bewahren, will uns einfach nicht recht gelingen. Beschämt warte ich, wann Gott wohl das nächste Mal seine Unterschrift an den weiten Himmel schmeißt und wiederum alle Abgründe überbrückt im bunten Kuss von Regen und Sonnenschein.
Nicht auszudenken, wenn er auf einmal ausbliebe und es zu spät sein könnte für ein Bewahren der Schöpfung. Dann wäre es nämlich vorbei mit dem Autogramme sammeln.