„Seien Sie doch dankbar! Nur die Dankbaren sind glücklich.“ Das sagt mir Lukas manchmal, mein Physiotherapeut. Er lobt kleine Fortschritte, statt darauf hinzuweisen, was nicht (mehr) geht. Und das hilft! Meine Stimmung hellt sich auf und ich gewinne Zuversicht und Mut. Wer glücklich ist, hat Energie, um an Verbesserungen zu arbeiten.
Ich höre, wie viele Menschen ängstlich sind und traurig wegen der Schreckensnachrichten in den Medien. Solche Nachrichten sollen uns aufrütteln und dazu bewegen, etwas zu tun. Aber es geschieht genau das Gegenteil: Menschen fühlen sich ohnmächtig und hilflos und suchen Schuldige, auf die sie wütend sein können. Warum hören und sehen wir unentwegt die schlimmen Nachrichten? Schlechte Nachrichten bekommen mehr Aufmerksamkeit. Ist ja klar: Seit der Steinzeit wollen die Menschen wissen, wo die Gefahren lauern. Erfreuliche Nachrichten sind scheinbar nicht derart lebenswichtig. Kein Grund also, dankbar zu sein. So wird man unglücklich.
Dabei gibt es viele positive Entwicklungen. „Science notes“ heißt das Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft der Uni Tübingen. Es hat im Januar 15 Entwicklungen für eine positive Zukunft aufgelistet. Es wird zum Beispiel weniger Wald abgeholzt als noch vor 40 Jahren, die weltweite Kindersterblichkeit ist von 27 Prozent im Jahr 1950 auf 4 Prozent gesunken und 87 Prozent der Menschen können lesen und schreiben. 1980 waren es 67 Prozent. Die Zahlen stimmen hoffnungsvoll und dankbar: Es ist viel erreicht. Die Welt kann besser werden. Aber es gibt auch die Schreckensbilder. Unsere Welt ist kein Paradies.
Trotzdem meine ich, dass wir dankbar und glücklich sein dürfen, weil vieles gelingt. Wir müssen nicht einstimmen in den wütenden Klagegesang der Hoffnungslosen. Wer glücklich ist, hat Kraft, zu fragen: Was können wir tun? Die Weisheit von Lukas habe ich übrigens gegoogelt. Ursprünglich heißt sie: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ Also: Seien wir dankbar!