Wenn jemand an Leib und Seele krank wird, kostet das ganz viel Kraft. Mehr als die eigene. Die wird nämlich ganz und gar aufgebraucht durch das ganze Ringen und Ankämpfen, das Aushalten und die Unsicherheit. Kranke Menschen brauchen darum unbedingt helfende Hände in ihrer Nähe, die beistehen, mitgehen, aushalten.
Niemand kann den Verlust eigener Vitalität und Tatkraft allein bewältigen. Wir brauchen einander schon in guten Zeiten, erst recht aber in schweren.
Ein wunderbares Beispiel, wie Beistehen und Mittragen gelingen kann, wird in der biblischen Geschichte erzählt, in der vier Helfer für einen, der am Boden liegt, Jesus „aufs Dach steigen“. Da ist der Wanderprediger und Wunderheiler in einem Dorf zu Gast und alle Leute laufen zusammen. Sie treffen sich in einem Haus. Im Nu ist es überfüllt. Viele stehen draußen und versuchen zu hören und zu erleben, was Jesus sagt und tut. Im Dorf gibt es auch einen Gelähmten. Seine Beine tragen ihn nicht mehr, er kann nicht bestimmen, wo er hingeht und dabei ist. Deshalb hat er im Grunde keine Chance, in die Nähe Jesu zu kommen und ihn um Hilfe zu bitten.
Da passiert das Wunder, und zwar gleich vierfach: Es gibt tatsächlich vier Leute, die zu dem Gelähmten hingehen, in Kauf nehmen, selbst allerhand zu verpassen, den Ausgeschlossenen aufheben und zu Jesus tragen. Und weil das Haus längst überfüllt ist von der Menschenmenge, klettern sie kurzerhand auf das Haus, machen ein Loch und lassen den Kranken hinunter, Jesus direkt vor die Füße. Und weil dem wahrscheinlich noch nie zuvor jemand derart „aufs Dach gestiegen“ ist, wendet er sich direkt dem Kranken zu und bringt ihn wieder auf die Beine.
Nur so können bis heute am Leben gehinderte Menschen Hilfe und Heilung erfahren, wenn sie sich getragen wissen von denen, die dazu bereit sind und sich nahegehen lassen, was mit denen geschieht, die niedergeschlagen und am Boden zerstört sind. Anders ist es nicht zu ertragen.