Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, hat die Rote Armee die Menschen aus dem Konzentrationslager Auschwitz befreit. Seither konnte jeder wissen, was in der Zeit der Nazis mit Juden, Sinti, Behinderten, Homosexuellen und Andersdenkenden geschehen ist. Millionenfach hat man im Namen des Volkes ermordet, wer irgendwie anders war.
1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar als nationalen Gedenktag ausgerufen. „Die Erinnerung darf nicht enden“, hat er gesagt, „sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“ Solche Erinnerung und Wachsamkeit soll „der Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ Seither gibt es an diesem Tag Kranzniederlegungen und Gedenkstunden an verschiedenen Orten.
Manche finden, es müsse endlich Schluss sein mit dieser Art des Gedenkens. Sie meinen, man solle wieder mehr stolz sein auf die Leistungen der Deutschen und weniger von Verbrechen und Opfern sprechen.
Vielleicht brauchen wir ja wirklich nicht so viele Reden und Kränze. Aber wir brauchen mehr Erinnerung an die Menschen, die damals umgebracht worden sind. Zum Beispiel Käthe Löwenthal. 1878 als Kind jüdischer Eltern in Berlin geboren, ließ sie sich evangelisch taufen und konfirmieren. Mit 31 Jahren zog die Malerin 1909 nach Stuttgart und wurde Mitglied im Württembergischen Malerinnenverein. Von 1924 an war sie an allen Ausstellungen der Stuttgarter Sezession beteiligt. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, durfte Käthe Löwenthal nicht mehr ausstellen, ab 1935 auch nicht mehr malen – weil sie als Jüdin galt. 1942, mit 64 Jahren, wurde sie mit 285 anderen jüdischen Mitbürgern vom Killesberg aus nach Polen deportiert und in Auschwitz ermordet.
An Menschen wie Käthe Löwenthal müssen wir Deutschen uns immer wieder erinnern. Damit im Gedächtnis auch unserer Kinder und Enkel bleibt, was geschieht, wenn Menschen andere wegschaffen und vertreiben wollen. Das darf sich nicht wiederholen. Erinnern ist lebenswichtig.