Was haben Elon Musk und Greta Thunberg gemeinsam? Auf den ersten Blick herzlich wenig. Auf den zweiten Blick aber zeigen sich bei ihnen große Parallelen, wenn man ihre öffentliche Wahrnehmung in den letzten Jahren in den Blick nimmt. Noch vor wenigen Jahren frenetisch als Idole einer Kehrtwende in der Klimapolitik gefeiert, hat sich dieser Status nun in das Gegenteil verkehrt.
Bei dem einen, weil er sich politisch weit von dem Spektrum entfernt hat, das seine damaligen Bewunderer teilen, bei der anderen, weil sich in ihrem Israelbild hochproblematische Abgründe auftun. Nun ist es nichts Neues, dass Menschen sich irren können in ihrer Einschätzung von Personen. Was jedoch zur Aufrichtigkeit dazugehört, ist, dann aus dieser Fehleinschätzung zu lernen.
Christlich ausgedrückt nennt man das „Buße tun“. Martin Luther hat darauf hingewiesen, dass das ganze Leben der Gläubigen von einer bußfertigen Haltung geprägt sein sollte. Dahinter steht die Einsicht, dass wir täglich in unseren Einschätzungen fehleranfällig sind. Unsere Urteile als Menschen sind immer zeit- und kontextabhängig; wir sehen als Menschen nie das ganze Bild, sondern nehmen die Realität immer nur bruchstückhaft wahr.
Deswegen sollten Christen sehr zurückhaltend sein, wenn es darum geht, anderen Menschen in ihren Ansichten radikal zu folgen und diese auf ein Podest zu stellen. Zumindest aber sollten sie, wenn sie sich in ihrer Einschätzung geirrt haben, dies auch zugeben und ihre Fehleinschätzung aufarbeiten – eben Buße tun. Gerade das aber scheint mir sehr aus der Mode gekommen – auch in den beiden „großen“ Kirchen.
Daher spitze ich hier nochmal zu und sage: Was haben Greta Thunberg und Elon Musk gemeinsam? Ihr Aufstieg und Fall und unser Umgang damit erinnern uns an eine verlorene christliche Haltung. Die Bereitschaft, sich täglich seine Fehlerhaftigkeit als Mensch einzugestehen, und, wenn es sein muss, darüber ehrlich und aufrichtig Buße zu tun.