In Deutschland gibt es je nach Bundesland bis zu 14 Feiertage im Jahr. Das ist europäische Spitze. Da ist es kein Wunder, dass es zurzeit Zweifel an dem Fortbestand dieser Feiertagskultur gibt. Die Leute sollten eher feste arbeiten. Um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, wird die Streichung von zu viel Feiern vorgeschlagen. Andere wollen weiterhin die Feste feiern, wie sie fallen. Das ist eine ziemlich unredliche Scheindebatte. Nicht nur, weil sie Faulheit unterstellt, sondern auch weil die kirchlichen Feiertage ja längst nicht mehr inhaltlich im Bewusstsein verankert sind. So wie der Sonntag immer mehr die Tendenz zum Werktag hat, so sind aus den ehemals hohen christlichen Feiertagen schlicht freie Tage geworden, die man gerne in Kauf nimmt, ohne dabei den Bezug zu den damit verbundenen Glaubensbezügen herzustellen oder gar zu begehen. Das ist, wie wenn jemand zum Geburtstag kommt, ohne zu gratulieren.
Da mag die Weihnachtszeit noch eine rühmliche Ausnahme sein. Aber auch nur, weil sich kein anderes Fest so gut vermarkten lässt. Mit dem Stall von Bethlehem und dem Krippenkind Jesus hat das nichts mehr zu tun. Alle anderen Feste sind mit ihrem biblischen Hintergrund längst vergessen. Der Osterhase ist noch übrig. Er ist ein anhänglicher Nesthocker. Aber Pfingsten ist seinen Geist längst los. Der bierselige Vatertag hat Himmelfahrt vereinnahmt. Trinitatis halten viele für eine Rheumakrankheit. Halloween hat den Reformationstag entthront. Der Buß- und Bettag konnte seinerzeit nur deshalb gestrichen werden, weil er in seiner Bedeutung belanglos geworden war. Wenn also die meisten Feiertage im Kirchenjahr ohnedies nur Kulisse sind ohne Bezug zum gelebten Glauben, dann wage ich frech zu provozieren und sage: Streicht doch die zweiten Feiertage! Das wäre nur logisch und konsequent. Ja, es würde sogar mit Respekt diese Stationen des Credos vor der Teilnahmslosigkeit schützen. Niemand wird was vermissen!