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Pfarrer Nicolai Opifanti vor einem blauen Hintergrund.
Nicolai Opifanti meint

Gott ist entspannt

Davon bin ich überzeugt, denn wie viele Menschen hat Gott schon gesehen, die es richtig verbockt haben und mit denen er trotzdem noch Geschichte geschrieben hat. Selbst Abraham, immerhin der Stammvater von drei großen monotheistischen Religionen war ein heftiger Angsthase und hat gleich zwei Mal seine eigene Frau an fremde Könige gegeben nur, um sich selbst nicht zu gefährden.

Wenn selbst der Großvater der großen Religionen so daneben langt und Gott trotzdem drei Weltreligionen aus ihm entstehen lässt, was sagt das dann über Gott aus? Na, dass er selbst bei schweren Fehlern von uns Menschen nicht gleich durchdreht, sondern in seiner Liebe zu uns entspannt konstant bleibt. Wenn Gott nur moralisch perfekte, dauer politisch korrekte und unfehlbar unentspannte Menschen berufen würde wären wir alle gottlos. Denn die bittere Wahrheit ist: wir alle langen unzählige Male im Leben daneben.

Die befreiende Wahrheit ist: Gott findet trotzdem seinen Weg mit uns. Kirche müsste eigentlich der entspannteste Ort der Welt sein, denn hier versammeln sich Menschen, die alle voneinander wissen, dass sie kein Deut besser sind als die Person, die neben ihnen steht. Kirche könnte daher ein Ort radikaler Freiheit sein, an dem jeder ohne Angst von seinen Schwächen erzählen kann, weil alle anderen auch um ihre Schwächen wissen. Eigentlich müsste Kirche ein Ort ohne Zeigefinger sein, denn sobald man ihn erhebt müsste dieser sofort anfangen auf einen selbst zu zeigen. Dass wir dennoch schnell dabei sind aufeinander zu zeigen und uns versuchen in moralischer Perfektion und theologischer Kontrolle zu überbieten geht auch nur, weil wir weiter so tun als bräuchten wir selbst keine Vergebung.

Die Kirche der erhobenen Zeigefinger ist daher nicht nur unentspannt, sondern auch gottlos – denn mit Gott leben bedeutet bereit sein anderen so zu vergeben, wie einem selbst vergeben wurde. Die göttlichste Kirche ist daher die, die gelernt hat entspannt zu bleiben, wenn Menschen Fehler begehen.

Das meint Nicolai Opifanti. Und was meinen Sie?

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