Ludwig Burgdörfer meint

Hass sprengt jede Gemeinschaft 

Kolumne
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Warum gibt es bei uns so viel Feindseligkeit und Hass? Wieso umzingeln uns Vorurteile und Ablehnung, sobald uns Menschen begegnen, die anders sind? Woher kommt unsere Befangenheit im Umgang mit Minderheiten und Randgruppen? Was sind überhaupt „Randgruppen“?  Die Verwendung dieses diskriminierenden Begriffs stellt uns selbst in die Mitte, macht uns zur vermeintlich zentralen Normalität und alles, was sich anders äußert, zu Außenseitern. Dazu kommt es, wenn unsere insulare Selbstgefälligkeit gestört wird und uns das Fremde aus der Ruhe bringt. 

Von dem 2019 verstorbenen Pfarrer Peter Spangenberg habe ich eine Geschichte gehört, die ich nie mehr vergesse. Er hat damit anschaulich gemacht, wie in unserer Gesellschaft jede Wohngemeinschaft aus den Fugen geraten kann. Die Geschichte ging etwa so: Da war einmal eine Straße, eine Wörterstraße. Dort wohnten vier schöne Wörter friedlich nebeneinander. Im ersten Haus wohnte BEI. Im zweiten UNS. Im dritten HERRSCHT. Und im vierten FRIEDEN. Ein friedlicher Friedensweg also. Ging man vorbei, sah man es und kam ins Staunen: BEI UNS HERRSCHT FRIEDEN! Und so verging die Zeit und alles war gut. Bis zu dem Tag, an dem jemand mit einem Doppelnamen auftauchte. Er kam von weit her. Und er hieß: FOR EVER. 

Da war es schlagartig aus und vorbei mit der Harmonie. Aufgeregt hörte man die einheimischen Wörter rufen: „BEI aller Liebe, aber das geht so nicht! Nicht mit UNS! Kann man denn nirgendwo in FRIEDEN leben?“ Nacheinander hatten sie alles Mögliche an dem fremden Fremden auszusetzen: „BEI UNS sieht keiner so aus! Den können wir hier nicht gebrauchen!“ So gerieten sie immer mehr außer sich. Aus BEI wurde GEGEN. UNS mutierte zu ALLE. HERRSCHT hieß plötzlich WÜTET. Und aus dem FRIEDEN war das glatte Gegenteil geworden: HASS. GEGEN ALLE WÜTET HASS! Und das womöglich FOR EVER! So wird das nichts mit dem Straßenfest … 

Das meint Ludwig Burgdörfer. Und was meinen Sie?

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