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Andreas Koch meint

Herr, lehre uns bedenken!

Blumen auf einem Grab Kolumne
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Wie gern hätten wir unseren gemeinsamen Freund so richtig „zu Grabe getragen“! Er dagegen wollte eine Trauerfeier mit anschließender Beisetzung der Urne im kleinen Kreis. Auch gehörte er keiner Kirche an. Ein irgendwie christliches Begräbnis war ihm trotzdem wichtig. Vielleicht auch, weil er Angst vor der Zukunft hatte: Er war schon lange schwer krank. Vor kurzem nun ist er gestorben. Hunderte von Menschen haben von ihm Abschied genommen. 

„Ich weiß nicht, wie das geht: beten“, hat er mir einige Wochen vor seinem Tod anvertraut. Und: „Überhaupt fällt mir das Glauben schwer – vor allem das Glauben an ein Leben nach dem Tod.“ Wir hatten uns im Chor unserer Stadtkirche getroffen, um vorn am Hochaltar über Gott und die Welt zu reden. Konnte es einen besseren Ort dafür geben? 

Der Freund hatte sich übrigens gewissenhaft auf das vorbereitet, was kommen sollte. Von der Patientenverfügung bis hin zu den Adressaufklebern für die Trauerkarten lag bei ihm zuhause alles bereit. Nur eins hat irgendwie gefehlt: das mit dem Glauben. 

Ist es nicht seltsam? Wir überlassen im Blick auf den Tod nichts dem Zufall. Wir denken an alles und jedes und stellen im letzten Moment erschrocken fest, dass das Wichtigste noch offen ist. Was tun? „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“, heißt es in der Bibel (Psalm 90,12). Diese Klugheit kann ganz praktisch darin bestehen, dass wir auf den Stapel mit der Patientenverfügung und den Trauerkartenanschriften ein Neues Testament legen. Da finden sich die Worte Jesu: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ (Johannes 14,19). 

Zum Schluss: Ich hoffe, dass ich dem Freund in Sachen Glauben doch noch weiterhelfen konnte. Besser wäre es freilich, solche Gespräche früher zu führen. Nicht, dass es irgendwann zu spät dafür ist! Außerdem bleibt’s für mich dabei: Ich möchte, wenn es so weit ist, so richtig „zu Grabe getragen“ werden. 

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