Stellen Sie sich vor, es ist Advent und niemand bemerkt es. Sie laufen durch die nächtlichen Straßen ... es ist dunkel ... keine Lichterbögen und keine Weihnachtspyramiden erhellen die Fenster. Nirgends erfüllt der Duft von frisch gebackenen „Bredla“, von Plätzchen, die Wohnzimmer.
Hastig führt Sie Ihr Weg in die Kirche: Wenigstens dort muss es doch eine Spur von Advent geben! Einen Adventskranz, ein adventliches Licht, irgendwas! Doch auch dort finden Sie – nichts!
Eine traurige Szenerie? Ich finde es ist sogar eine alptraumhafte Szene! Viele schimpfen über die Vorweihnachtszeit, sie beklagen (vielleicht zu Recht!?) die überbordende Kommerzialisierung, die gestressten Blicke der Menschen, die alle „last minute“ auf der Suche nach Geschenken sind. Aber ich bin ehrlich: In diesem Jahr will ich im Advent nicht darüber schimpfen. Dazu geschieht derzeit zu viel anderes in der Welt.
In diesem Jahr will ich diese Zeit ganz bewusst aufsaugen mit allen Sinnen! Jedes einzelne Licht, jeden Geruch von Weihnachtsgebäck, jedes adventliche Leuchten in den Kirchen möchte ich genießen.
Warum? Weil mich all das daran erinnert, was der Kern dieser Zeit ist: Die Dunkelheit behält nicht das letzte Wort. Das Licht, das Helle, Jesus als das Licht der Welt setzt sich durch gegen alles Negative, Undurchsichtige und Verworrene.
Wenn ich in diesen Tagen durch die Straßen gehe, dann will ich nicht schimpfen über die grellen Leuchtreklamen und den Kitsch, sondern will mich von all dem daran erinnern lassen, was der Prophet Jesaja verheißt: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell“ (Jesaja 9,1).
Als Christinnen und Christen glauben wir, dass dieses Licht in Jesus Christus Wirklichkeit geworden ist und dass es gerade dort auf die Welt kommt, wo es am dunkelsten ist. So ist jedes einzelne adventliche Licht, jede Kerze, die in dieser Zeit extra angezündet wird, ein Zeichen des Protestes gegen die Dunkelheit in unserer Welt.