Neulich habe ich den Gehweg gefegt und den Rinnstein vor unserem Haus. Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus fast in der Stadtmitte. In der Nähe ein Pizzaservice, ein Schnellrestaurant und ein kleiner Lebensmittelladen. Eigentlich ideal zum Wohnen. Wenn bloß der Abfall auf der Straße nicht wäre! Zwar fährt ab und zu die Kehrmaschine vorbei, aber natürlich nicht auf dem Gehweg, und der Rinnstein ist total zugeparkt, da kommt sie nicht hin.
Neulich konnte ich den Dreck nicht mehr mit ansehen und habe zum Besen gegriffen: eine zerdrückte Getränkedose, zertretene Pappbecher, Papiertüten vom Bäcker, Plastikbesteck, Aluverpackungen von Schokoriegeln, eine Bananenschale.
Ich habe fünf Kehrschaufeln voller Abfall in meinen Mülleimer entsorgt. Auf zwölf Metern Gehweg. Ehrlich gesagt war ich froh, dass es schon Abend und ein bisschen dämmrig war. Da waren nicht mehr viele Leute unterwegs. Ich habe mich nämlich ein bisschen geschämt beim Fegen. Ich wollte doch nicht als die komische Alte gesehen werden, die die Straße fegt.
Aber wieso eigentlich? Was ist komisch, wenn ich achtgebe auf die Welt um mich herum?
Jetzt habe ich in der Zeitung gelesen, dass sie in der Stadt Kehl „auf die Verantwortung in der Bevölkerung“ setzen. Es geht um die Bekämpfung der Tigermücken. Die Stadt kann das nicht mehr überall leisten, auch aus Kostengründen. Aber jeder könnte in seinem Garten dafür sorgen, dass die Tigermücken sich nicht in Regentonnen, Gießkannen und Gefäßen vermehren, in denen Wasser steht. „Auf die Verantwortung der Bevölkerung setzen“ – also nicht alles an die Politik und die da oben im Rathaus delegieren. Jeder ist verantwortlich für seinen eigenen Garten – das wäre schon viel. Anderswo vielleicht für den Gehweg vor seinem Haus, auch wenn die verpflichtende Kehrwoche längst abgeschafft ist.
Und, noch effektiver: Nichts wegwerfen oder fallen lassen. Den eigenen Abfall im eigenen Mülleimer selbst entsorgen. Dann könnte ein wirklich schöner Sommer anfangen.