Erinnern Sie sich noch? Vor einem Jahr, zum Volkstrauertag 2023, habe ich an dieser Stelle vorgeschlagen, dem Feiertag einen neuen Namen und damit auch eine neue Ausrichtung zu geben: Volksfriedenstag. Der traditionelle Volkstrauertag, so meine Begründung damals, sei buchstäblich vom Aussterben bedroht. Außerdem blicke er nur in die Vergangenheit zurück. Wir bräuchten aber vor allem auch den Blick nach vorn.
Und schließlich und hauptsächlich: Es werde zu viel vom Krieg und zu wenig vom Frieden geredet. Ein Volksfriedenstag könne da Abhilfe schaffen und gleichzeitig einen würdigen Rahmen bilden für das Beten für den Frieden. Dies vor allem sei uns Christen aufgetragen. Die Reaktion auf meinen Vorschlag auch hier im Gemeindeblatt hat mich überrascht. Zwar hat es durchaus auch Zustimmung gegeben. Aber irgendwie scheinen immer noch viele am guten alten Volkstrauertag zu hängen, übrigens einschließlich des Liedes „Ich hatt’ einen Kameraden“. Seit in einem Nachbarort der Pfarrer dieses von manchen als kriegsverherrlichend empfundene Lied aus dem Programm genommen hat, bleiben nicht wenige der Feier fern.
Übrigens war die Idee eines Volksfriedenstags nicht so neu, wie ich gedacht hatte. Es gibt ihn hier und da schon – namentlich zumindest.
Aber lag ich davon abgesehen mit meinem Vorschlag wirklich so daneben? Nicht so sehr, hoffe ich, als dass ich ihn 2024 nicht nochmals ins Spiel bringen dürfte. Schließlich ist die Rede vom Frieden heutzutage dringlicher denn je. Das sieht auch der bekannte Zeitungskolumnist Heribert Prantl so, wenn er schreibt und dabei ein schönes Bild verwendet: „Alle reden vom Krieg, vom Frieden reden zu wenige. Die weißen Tauben sind müde.“
Lassen wir die weißen Tauben wieder fliegen! Reden wir vom Frieden, so oft es geht! Und geben wir die Idee vom Volksfriedenstag nicht auf! Er muss kommen – wenn nicht jetzt, dann irgendwann. Je eher, desto besser.