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Andreas Koch meint

Leb wohl, mein lieber Jugendfreund!

Die schwarz-weiß Grafik zeigt zwei ältere Herren von hinten, die sich im Arm halten. Kolumne
Canva

„Wohlauf, wohlan/zum letzten Gang/in Jesu Namen!“ Mit diesen Worten begleiten wir unsere Toten auf dem Weg zu ihrer letzten Ruhestätte. Gerhard war mein bester ­Jugendfreund. Parkinson hat ihn in die Knie gezwungen. Diese schlimme Krankheit meint es auch nicht gut mit mir. Schon allein deshalb rührt mich Gerhards Tod ganz tief. Trotzdem habe ich auch schöne Gedanken.

Gerhard und ich sind vis-à-vis aufgewachsen. Im Hof vor unserm Haus wurde gekickt, was das Zeug hielt. Zu dumm nur, dass in der Mitte des Feldes eine alte Miste stand! „Stan“ Libuda hätte sie mit Begeisterung umdribbelt. Ein Stück die Straße aufwärts kam die Schmiede, wo die Pferde beschlagen wurden. Bleibt Frau Hau mit ihren klebrigen grünen Bonbons. Sie hatte ihr Lädle in einer Seitenstraße.

Jugendfreund zum Zweiten: Das war bei Gerhard und mir immer auch ein Dutzend unverheirateter (Groß)Tanten in unmittelbarer Nachbarschaft. An Amalie, Bertha, Elsa, Else, Emilie, Emma, Emma, Marianne, Martha und s’Dötele die neue Freundin vorbeizuschmuggeln war ein Ding der Unmöglichkeit.

Und Jugendfreund zum Dritten: Wir waren erstaunlich fromm. Wobei „fromm“ nicht das richtige Wort ist. Aber es stimmt, dass wir fast jeden Sonntag in der Kirche waren. Wir saßen auf der Empore neben Kantor Schrades Orgel und hörten Pfarrer Haugs Predigten. Die haben alle gleich angefangen: „Blumhardt hat einmal gesagt“ Da konnten wir gut nebenher den Nachmittag ­planen: Gerhard, andere und ich um halb drei beim Stadion.

Du hast übrigens so viel besser Geige gespielt als ich. Du hast Ulrike Meyfarth gesehen bei ihrem Olympiasieg im Hochsprung 1972 in München. Und du hast deine Frau für dich gewonnen. Sie ist dein Engel gewesen in guten wie in schlechten Tagen. Danke, Engel Traudel!

Und nun leb wohl, mein lieber Jugendfreund! Gott wird abwischen alle Tränen, und der Tod wird nicht mehr sein. Gut, dass es dich gegeben hat – ein bisschen auch für mich! In meiner, in unserer Erinnerung lebst du weiter.

Das meint Andreas Koch. Und was meinen Sie?

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