Pfarrer Nicolai Opifanti vor einem blauen Hintergrund.
Nicolai Opifanti meint

Leid gehört zum Leben dazu

Kolumne
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Seien wir ehrlich, niemand leidet gern. Wir verstecken die Themen, an denen wir leiden und mit denen wir hadern im Alltag gerne. Wir erzählen lieber das, was gut läuft und verschweigen unsere Probleme und unsere Kämpfe. Gleichzeitig lässt sich Leid in unserem Leben so wenig vermeiden wie Falten oder graue Haare. Leid ist leider normal. Es gibt keinen Menschen, der es schafft, ohne Leidenszeit durchs Leben zu gehen.

Warum das so ist, darüber machen sich seit Jahrhunderten Philosophen und Theologen Gedanken, nur dass es so ist, das steht außer Frage. Daher ist es nicht weise, die Themen und Erlebnisse zu verdrängen unter denen wir leiden. Es ist purer Aberglaube zu denken, dass ein Leben oder eine Welt ohne Leid möglich ist. Der einzige Weg mit dem Leid fertig zu werden, ist es daher, das Leid ins Leben zu integrieren.

Deswegen ist die Passionszeit (übersetzt Leidenszeit) vielleicht nicht die Schönste aber eine sinnvolle Zeit im Jahr, denn sie gibt dem Leid im Leben einen Platz und macht deutlich, dass das Leid wie Freude und Glück auch zu einem erfüllten Leben dazugehört. Gleichzeitig ist die Passionszeit im Kirchenjahr klar beschränkt auf die 7 Wochen vor Ostern. Damit predigt das Kirchenjahr uns die Hoffnung, dass unser Leid nicht grenzenlos sein wird. Ja, das Leid hat leider einen festen Platz in unserem Leben, aber es soll und wird nach dem Evangelium nicht unser ganzes Leben und erst recht nicht das ewige Leben bestimmen.

Hier liegt auch für mich der Sinn im Leiden Jesu. Jesus leidet nicht umsonst, sondern er leidet, um zu zeigen, dass Gott unser Leben nicht fremd ist, dass er versteht, wie es sich anfühlt zu leiden und dass er selbst in den schwersten Krankheiten und Ungerechtigkeiten noch bei uns sein kann, weil er selbst diese unvorstellbaren Leiden am Kreuz erlebt hat. Gleichzeitig macht die Auferstehung, macht Ostern klar, dass die Leidenszeiten in unserem Leben nicht ewig dauern werden. Die Dunkelheit kann niemals das Licht gänzlich verschlucken.

Das meint Nicolai Opifanti. Und was meinen Sie?

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