Ein Freund hat mir vor kurzem ein Glückstagebuch geschenkt. Das ist ein ganz einfaches Schulheft mit Linien, leer natürlich, gar nicht so dick, nur 16 Blatt. Klein, aber fein. Er hat gemeint, ich soll da in Zukunft jeden Abend aufschreiben, was mir über den Tag ausnahmsweise geglückt ist. Der Kerl ist Psychologe. Da muss man ganz vorsichtig sein.
Aber beeindruckt hat er mich doch mit seinem Geschenk. Zwei Sachen habe ich jetzt schon eingetragen. Einmal habe ich mich ganz spontan mit meinem Freund Eberhard auf eine Tasse Kaffee getroffen, obwohl ich eigentlich keine Zeit hatte. Wir hatten einen schönen Austausch über das, was uns zurzeit wirklich wichtig ist und beschäftigt. Und das Zweite war ein Mitarbeitergespräch, in dem ich meine eigene gute Idee verworfen habe und seine noch bessere übernommen – zum Glück!
Bisher hatte ich am Abend eher an das gedacht, was nicht so gut gelaufen ist. Und da ist mir immer eine ganze Menge eingefallen. Das Negative scheint uns eher der Rede wert als das Gegenteil. Die guten Sachen, die habe ich entweder gleich wieder vergessen oder recht selbstverständlich abgehakt und weniger stark gewichtet. Und damit bin ich bestimmt nicht allein. Wir Menschen waren wohl schon immer chronisch vergesslich, wenn es um das Gute ging. Die Bibel sagt deshalb warnend, wir sollten doch um Gottes und unserer selbst willen nicht immerzu vergessen, was er uns schon wieder und wieder Gutes getan hat.
Dann sieht am Abend auch die Bilanz viel günstiger aus. Seit ich jetzt ein Glückstagebuch habe, fällt mir abends immer etwas ein, was beglückend gut gelaufen ist am Tag. Langsam frage ich mich tatsächlich, ob ich nicht das regelmäßige aufmerksame Sammeln und Vermerken von tatsächlichen Glücksmomenten zu einem neuen Hobby machen sollte. Wenn die 16 Seiten voll sind, lade ich meinen Freund auf ein Glas Wein zu mir ein. Dann stoßen wir an auf das Leben. Alles nur eine Frage der guten Buchführung!