Ramadan und die Passionszeit überschneiden sich gerade. Es ist etwas Besonderes, wenn zwei der größten Religionen der Welt sich nahezu zeitgleich im Fasten üben. Zumindest die Muslime tun das auch in großer Disziplin. Und wir? Wie ist das bei uns Christen mit der Fastenpflicht?
In der Bibel nimmt das Fasten eine hohe Stellung ein und schon allein das sollte uns zu denken geben, ob wir dieser Stellung des Fastens in der Bibel in unserem eigenen Leben als Christen auch Rechnung tragen. Dabei fasteten zu biblischen Zeiten die Menschen aus unterschiedlichen Gründen: als Ausdruck ihrer Trauer (2. Samuel 1,11), um die Ernsthaftigkeit des eigenen Gebets zu unterstreichen (2. Samuel 12,16) oder als Zeichen der Verhaltensänderung (Jona 3,5). Jesus selbst fastete in der Wüste 40 Tage und 40 Nächte und begründet damit die 40-tägigen Fastenzeit. Andererseits sehen wir in seiner Verkündigung auch ein kritisches Korrektiv in der Fastenfrage. So ist es ihm wichtig, dass das Fasten nicht verwendet wird, um nach außen zu zeigen, wie religiös man ist, sondern es soll vor allem der inneren Ausrichtung auf Gott dienen (Matthäus 6,16).
In dieser Spannung zwischen Freiheit und Notwendigkeit leben seitdem auch die christlichen Kirchen bei der Fastenfrage. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern eine feste Fastenordnung mit allerhand Vorschriften. Die Gefahr: Fasten konnte so als rein äußerliches Werk missverstanden werden, das man macht, um vor anderen als guter Christ dazustehen.
Gegen diese Gefahr protestierten die Reformatoren. In Zürich kam es 1522 in der Fastenzeit zum provokanten Wurstessen als Zeichen dafür, dass es nach evangelischem Verständnis beim Fasten um eine bewusste Neuausrichtung auf Gott geht und nicht um eine religiöse Pflicht.
In dieser Tradition gilt für mich persönlich: Fasten ja, voll gern, wenn es mich dabei unterstützt, die Beziehung zu Gott zu stärken. Fasten nein, wenn es nur darum geht, seine Frömmigkeit nach außen zu tragen.