Anpfiff zur Fußball-Europameisterschaft 2024! Die erste Partie heißt Deutschland gegen Schottland. Ist das der Auftakt zu einem neuen Sommermärchen à la WM 2006? Manche träumen sogar vom Titelgewinn. Aber nach Berlin zum Finale wollen viele. Dieser Weg wird für uns kein leichter sein.
Apropos Sommermärchen: Ich zögere, der EM schon zu Beginn ein solches Etikett anzuheften. Schließlich haben wir nach wie vor Krieg in der Ukraine. Der aber hat mit der Freigabe westlicher Waffen zum Einsatz auch auf russischem Gebiet eine neue Eskalationsstufe erreicht. Es wäre blauäugig zu glauben, dass Wladimir Putin auf jeden Fall mit einer Reaktion wartet, bis wir Deutschen beziehungsweise Europäer unser Fußballfest gefeiert haben.
Und doch: Ich bleibe beim Fußball als Thema, weil ich mir dieses nicht von Moskau diktieren lassen will. Abgesehen davon möchte ich auch nicht dem Team der Ukraine in den Rücken fallen. Für das Turnier qualifiziert wird es alles daransetzen, gut abzuschneiden. „Ich bin stolz darauf“, sagte Mittelfeldmann Oleksandr Sintschenko unmittelbar nach der Qualifikation, „ein Ukrainer und vom selben Blut zu sein wie die, die jetzt ihr Leben für die Freiheit geben.“
Patriotismus pur, aber auch in seiner sprachlichen Dramatik so in Ordnung angesichts dessen, was die Ukraine und die Menschen dort erleiden müssen! Da kommen der Fußball und die EM vielleicht sogar gerade recht – zur Ablenkung, als Mutmacher auch und als Tröster. Was fast schon biblisch klingt. Überhaupt kann man die „heilende“ Kraft des Fußballs gar nicht überschätzen. Am „Wunder von Bern“ hat sich 1954 ein ganzes (Deutsch-)Land aufgerichtet.
Krieg hier, Frieden da und der Fußball als Brücke: Auch die Europameisterschaft 2024 ist mehr als bloß ein großes Sportspektakel – zumindest für die Ukraine. Schade nur, dass es währenddessen keinen Waffenstillstand gibt! Dabei wäre das mit dem Frieden so einfach: „Schießt nicht auf Menschen! Schießt lieber Tore!