Am 31. Oktober ist Reformationstag. Was wohl würde Martin Luther in diesem Jahr an seinem Ehrentag sagen oder an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlagen? Drei seiner Sätze von einst lege ich dem Reformator noch einmal in den Mund, wenn auch in anderem Zusammenhang. Sie wirken aktuell wie eh und je. Wir leben in einer schwierigen Zeit. Da kann Orientierung nicht schaden.
Zum einen: Deutschland diskutiert die Flüchtlingsfrage. Es tut dies ziemlich unbarmherzig. Und es macht dabei Unterschiede, die unzulässig sind. Christliches Abendland? Nicht, wo so viel Egoismus herrscht. Nächstenliebe geht anders. Luther sagt: „Jeder Mensch ist unser Nächster, besonders aber der, der unsere Hilfe braucht.“ Braucht ein Bootsflüchtling keine Hilfe? Ist er ein Flüchtling zweiter Klasse?
Zum andern: Krieg in der Ukraine, Terror in Israel und im Gazastreifen. Gewalt allüberall. Gewalt aber verursacht Gegengewalt. Hunderte, Tausende Menschen werden sterben. Dabei wollen sie wie du und ich nur leben. Hass, Rache, auch Größenwahn sind ihre Sache nicht. Warum bloß redet niemand vom Frieden? Luther tut es: „Den Frieden kauft man nie teuer, denn er bringt dem, der ihn kauft, großen Nutzen.“ Völker, hört die Signale!
Und schließlich: Zeitgenossen, die ihr Fähnchen nach dem Wind hängen, gibt es genug, dafür zu wenige Überzeugungstäter. Und dann sind da noch die, die sich nach rechts orientieren und ihr Heil im Unheil suchen. Jeder ist einer zu viel. Standhaftigkeit ist stattdessen gefragt, Zivilcourage, Einstehen für unsere Demokratie, Optimismus, Gottvertrauen. Luther macht’s vor: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“
Am 31. Oktober ist Reformationstag, und aller guten Luther sind 2023 drei: Nächstenliebe, Frieden und Standhaftigkeit. Nicht dass Martin Luther unfehlbar gewesen wäre! Aber eins steht fest: Was er damals gesagt hat, gilt vielfach noch heute, und wer auf ihn hört, geht nicht so leicht in die Irre. Deshalb schlag nach bei Luther!