Wo Menschen einander Böses antun, da scheint es oft keinen Ausweg zu geben, im Großen und im Kleinen. Kriege und Konflikte zwischen Völkern hören nicht auf. Es gibt scheinbar kein Entkommen aus dem Kreislauf von Krieg und Vergeltung.
Genauso ist es im zwischenmenschlichen Bereich. Ein Unfall geschieht, man gibt sich gegenseitig die Schuld. Die Betroffenen sagen: Das kann ich nicht vergessen und auch nicht verzeihen. Gibt es wirklich keinen Ausweg aus dieser Spirale von Hass und Gewalt?
Erika Kirk hat einen Ausweg gezeigt. Vielleicht den einzigen, der möglich ist. Bei einer politischen Veranstaltung hat in den USA ein Fanatiker auf offener Bühne ihren Mann erschossen. Und nach dem ersten Schock spricht sie auf der Trauerfeier von Vergebung! „Ich vergebe ihm“, hat sie gesagt. Wie schwer ihr das gefallen ist, haben die Anwesenden wohl gespürt. Und die dabei gewesen sind, haben Erleichterung gespürt, lese ich in der Zeitung. Erleichterung, weil Erika Kirk nicht nach Rache und nach Todesstrafe gerufen hat.
Als Christin hat sie stattdessen einen Ausweg gezeigt. Einen Ausweg, scheint mir, zunächst einmal für sich selbst. Ihre Trauer bleibt. Aber: Sie muss nicht hassen! Anders als der amerikanische Präsident Trump. Der hat gesagt: „Ich hasse meine Gegner. Tut mir leid.“ So bleibt der Kreislauf. Hass, Rache, neuer Hass, wieder Rache … So endet man in der Sackgasse, ohne Ausweg.
Das ist wirklich zum Verzweifeln. Jesus hat in seinen Geschichten von Gott erzählt, der seinen Menschen ihre Schuld vergibt. Wer hätte nicht schon mit seiner Schuld Leben zerstört? Und Jesus hat über die Vergebung gesagt: „So sollt ihr es auch machen!“ Deshalb beten wir Christen: „Vergib uns unsere Schuld, so wie wir denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind.“
Martin Luther hat verstanden, dass nur dies der Ausweg ist aus Schuld und Hass. Im Kleinen Katechismus hat er formuliert: „Wo Vergebung ist, da ist Leben und Seligkeit.“
Gewiss ist Vergeben schwer – aber es ist unser einziger Ausweg.